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Tagung "Justiz und Baukultur im 19. Jahrhundert - 150 Jahre Gericht Görlitz ..." vom 24. bis 26. September 2015 in Görlitz
von Dr. Andreas Bednarek, Bernstadt a. d. E.
Das alte Gerichtsgebäude am Görlitzer Postplatz feiert im Jahre 2015 ein Jubiläum. Vor 150 Jahren ließ der preußische Justizfiskus dort ein prächtiges Kreisgericht mit einem Gerichtsgefängnis entstehen. Die Pläne dafür schuf Carl Ferdinand Busse, Schüler Carl Friedrich Schinkels und führender Architekt des preußischen Gerichtsbauwesens. Zum Ende des Jahres 1865 wurde der Bau seiner Bestimmung übergeben. Der Gerichtsbau und das dazugehörige Gefängnis ist Schauplatz zahlreicher politischer Ereignisse gewesen. Nach einer umfangreichen und sorgsamen Instandsetzung erstrahlt der Bau heute in altem Glanz.
Aus Anlass dieses Jubiläums veranstaltete die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften nach mehr als ein einem Jahr Vorbereitung in Zusammenarbeit mit dem Görlitzer Landgericht, der Justizvollzugsanstalt Görlitz und dem Oberlausitzer AnwaltVereins e.V. eine Tagung zur Görlitzer Gerichtsbau. Thematisch wandte sich die Tagung der Rechtsgeschichte und dem Gerichtsbauwesen im 19. Jahrhundert zu.
Als Auftakt lud das Landgericht Görlitz zur Eröffnung einer kleinen Ausstellung über die Entwicklung des Gerichtsstandort Görlitz ein, dem sich ein Stadtrundgang zur preußischen Baukultur anschloss.
Der Freitag entführte nach Breslau, wo im Mittelpunkt des Interesses der 1849 eröffnete Schwurgerichtsbau stand, den gleichfalls Carl Ferdinand Busse entworfen hatte. Mit Unterstützung des Landesgerichtes Görlitz und der Justizvollzugsanstalt Görlitz waren die Besichtigung des Gerichtsgebäudes sowie des großen Zellengefängnisses möglich geworden. Beeindruckend war nicht nur, dass in den letzten Jahren eine umfangreiche Instandsetzung der Bautengruppe vorgenommen worden war, sondern auch, dass insbesondere im Zellengefängnis viele Elemente aus der Bauzeit sich erhalten haben. Die Exkursionsteilnehmer hatten anschließend noch Gelegenheit, einen Blick in die Jahrhunderthalle und in die dazugehörige Ausstellung zu werfen. Am Sonnabend wurde das Tagungsprogramm mit einer ökumenischen Andacht eingeleitet, ehe Dr. Lars-Arne Dannenberg durch den Tag moderierte und am frühen Abend ein Resümee ziehen konnte. Die acht Vorträge waren in zwei Sektionen Baukunst und Rechtsgeschichte gegliedert. Die Vormittagssektion Architektur leitete Architekt Jörg Möser, Pirna, mit einem Bericht über die Rekonstruktion des Gerichtsgebäudes und die Restaurierung der öffentlichen Bereiche ein. Dr. Henrik Bärnighausen, Dresden, beschäftigte sich mit Carl Schepping, ein Zeitgenosse Carl Ferdinand Busses, der in Sondershausen einen bemerkenswerten Gefängnisbau errichtete. Prof. Dr. Dieter Dolgner, Halle, untersuchte die Entwicklung der Hallenser Justizbauten und ging insbesondere auf die Mitarbeit von Carl Ferdinand Busse ein. Dr. Steffen-Peter Müller, Leipzig, stellte die Baugeschichte des Reichsgerichtes in Leipzig vor und machte mit den Ausstattungsdetails vertraut. Über die Energie aus dem Gefängnis berichtete Matthias Block, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke AG Görlitz. Sein Unternehmen unterhält eine Energiezentrale im Gefängnis, von der aus ein ganzes Quartier mit Wärme versorgt wird. Die Sektion wurde von einer lebhaften Diskussion der Referate beschlossen, ehe es in die Mittagspause ging.
Nach der Mittagspause war zunächst Gelegenheit, die Justizvollzugsanstalt Görlitz zu besuchen und sich von den Sanierungsarbeiten ein Bild zu machen. Die zweite Sektion – Rechtsgeschichte – eröffnete Prof. Dr. Frank Hartmann, Dresden, mit einer Überschau zur rechtsgeschichtlichen Entwicklung im 19. Jahrhundert. Pfarrer Dr. Hans-Wilhelm Pietz, Görlitz beleuchtete die Einflüsse von Johann Hinrich Wichern auf die Görlitzer Gefängnisentwicklung. Prof. Dr. Martin Löhnig, Regensburg, informierte über die Entwicklung der Anwaltschaft im 19. Jahrhundert. Den Jugendstrafvollzug in Amerika und die Anfänge desselben in Deutschland stellte Jonas Fleitner, Bochum, vor. Auch hier war eine lebhafte Debatte am Ende der Vorträge zu vermelden. Es ist geplant, dass die Tagungsbeiträge in einem Band veröffentlicht werden.
Die Tagung wurde von der außerordentlich gut besuchten Festveranstaltung beschlossen, in deren Mittelpunkt ein Festvortrag über den Görlitzer Gerichts- und Gefängnisbau stand, vorgestellt durch Frank Hiekel, Leiter der Görlitzer Justizvollzugsanstalt, und Dr. Andreas Bednarek. Im Anschluss gab sich der Oberbürgermeister der Stadt Görlitz die Ehre und hatte zum Empfang geladen, der den Abend und die Tagung genussvoll ausklingen ließ.
Tagung "Die Nieder-/Oberlausitz: Konturen eine Integrationslandschaft in der Frühen Neuzeit" vom 8. bis 10. November 2012 in Doberlug-Kirchhain und Hoyerswerda
Tagungsprogramm
Donnerstag, 08.11.2012
Doberlug-Kirchhain
12.00 Uhr: Anreise
12.30 Uhr: Rundgang (Kloster- /Schlossareal)
14.00 Uhr: Eröffnung
Grußworte:
Bodo Broszinski, Bürgermeister der Stadt Doberlug-Kirchhain
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg
Universität Potsdam, Präsidium
Einführung: Heinz-Dieter Heimann /
Klaus Neitmann (Potsdam)
1. Sektion: Stadt und Residenz
Dobrilugk in der Frühen Neuzeit
15.00-16.35 Uhr:
Andreas Ranft (Halle): Stadt und Residenz in der Frühen Neuzeit: Ein neues Forschungsunternehmen.
Eva-Maria Seng (Paderborn): Barocke Plan- und Idealstädte: Dobrilugk als barocke Planstadt.
16.35-16.50 Uhr: Kaffeepause
16.50-18.45 Uhr:
Vinzenz Czech (Potsdam): Die Niederlausitz im 17. und 18. Jahrhundert. Herrschaftspraxis und dynastische Zeichensetzung der Merseburger Herzöge.
Dietmar Krausser (Zossen): Baugeschichte und Sanierung Schloss Dobrilugk.
Andreas Hanslok (Doberlug-Kirchhain): Dobrilugk und Kirchhain in der frühen Neuzeit – Ackerbürger- oder Handwerkerstädte ? Versuch einer typologischen Einordnung.
19.00 Uhr: Abendessen, Transfer nach Hoyerswerda
Freitag, 09.11.2012
Hoyerswerda, Schloss
Begrüßung
2. Sektion: Im Schatten fremder Mächte?: Zentren und Peripherien
09.00-10.20 Uhr:
Jan Zdichynec (Prag): Die Rechtskodifikationen für die Oberlausitz im 16. bis 18. Jahrhundert.
Ellen Franke (Wien): Als Pfand in der Hand. Die Abtretung der Lausitzen an Kursachsen während des Dreißigjährigen Krieges aus der Wiener Perspektive.
10.20-10.40 Uhr: Kaffeepause
10.40-12.00 Uhr:
Wolfgang Wüst (Augsburg): Identitäts- und Herrschaftsbildungen im Spiegel der „Policey“-Mandate. Die Lausitz(en) im Vergleich mit süddeutschen Reichsterritorien.
Joanna Kodzik (Thorn): Lausitz in den Augen eines reisenden Fürsten. Aus dem Tagebuch des Fürsten Stanislaw Poniatowski (1754-1833).
12.00-13.40 Uhr: Mittagspause
3. Sektion: Selbstbehauptungen: Konfessionen und Eliten im Wettbewerb
13.40-15.40 Uhr:
Winfried Müller (Dresden): Konfessioneller Pluralismus und Toleranz in der Ober- und Niederlausitz.
Christian Speer (Halle): Strategien des Machterhalts in Zeiten des Umbruchs. Görlitzer Eliten im frühen 16. Jahrhundert.
Uwe Koch (Potsdam): Quod felix et faustum sit – Gregorius Mättigs Patenkinderverzeichnis von 1612 bis 1647 als Zeugnis des Zeitgeschehens und eines eindrucksvollen Netzwerks.
15.40-16.00 Uhr: Kaffeepause
16.00-18.00 Uhr:
Lars-Arne Dannenberg (Dresden): Reformation auf dem Land. Der Lausitzer Adel und die lutherische Lehre.
Matthias Donath (Dresden): Adelssitze in der Ober- und Niederlausitz.
Jan Bergmann (Dresden): Landadlige Identitäten in Nieder- und Oberlausitz - Die Herren von Wiedebach auf Beitzsch und Rietschen.
19.30 Uhr: Öffentlicher Abendvortrag
Winfried Eberhard (Leipzig): Konfessionelle Pluralitäten als grenzübergreifende Herausforderungen
in der Frühen Neuzeit.
Samstag, 10.11.2012
Hoyerswerda, Schloss
4. Sektion: Geschichtete Identitäten
9.00-10.20 Uhr:
Frank Metasch (Dresden): Böhmische Exulanten in der Ober- und Niederlausitz
Winfried Töpler (Görlitz): Der Kaiser vor Ort – Katholische Enklaven in der Lausitz.
10.20-10.40 Uhr: Kaffeepause
10.40-12.00 Uhr:
Petr Hlaváček (Prag): Die Vorstellung über sorbisch-lausitzische Ethnogenese in Abraham Frenzels Werk „De originibus linguae Sorabicae“ (1693).
Wojciech Mrozowicz (Breslau): Non habui panem pro domo... Die Aufzeichnungen des Oberlausitzer
Pfarrers Martin Baltzer (1756-1781).
12.00 Uhr:
Klaus Neitmann / Heinz-Dieter Heimann: Zusammenfassung/Ausblick
Tagung "666 Jahre Sechsstädtebund - Als die Oberlausitz Geschichte schrieb ..." am 29./30. Juni 2012 in Kamenz
von Thomas Binder, Kamenz
Am 29. und 30. Juni 2012 war die Lessingstadt Kamenz Gastgeberin für eine Tagung, die eines besonderen Jubiläums gedachte: 666 Jahre Sechsstädtebund. Im Mittelpunkt der Vorträge sollten die neuesten Ergebnisse zur Chronikforschung der Oberlausitzischen Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau stehen. Vor allem Hinweise auf gemeinsame Handlungen der Sechsstädte sollten dargelegt werden. Hierbei ging es speziell um den Gründungsakt bzw. dessen Reflexion sowie die Wahrnehmung des Bündnisses in den einzelnen Stadtchroniken. Selbstverständlich musste diesbezüglich auch auf die Chronisten eingegangen werden: Welche Stellung nahmen sie in der städtischen Hierarchie ein, und was veranlasste sie zum Schreiben ihrer Chronik.
Den Eröffnungsvortrag am 29. Juni hielt Frau Professor Lenka Bobková von der Karls-Universität in Prag. Er trug den Titel „Die böhmischen Könige und die Böhmische Krone in den Oberlausitzischen Chroniken“. Zu der Abendveranstaltung im Ratssaal des Kamenzer Rathauses, die zusammen mit dem Kamenzer Geschichtsverein durchgeführt wurde, fanden sich trotz bestem Sommerwetter dennoch ca. 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger ein, die den Ausführungen der Referentin aufmerksam folgten.
Die Fortsetzung der Veranstaltung am Sonnabend verfolgten zwischen 30 und 40 Hörer. Den größeren Zuspruch erfuhren die drei Referate des Vormittags, was gewiss darin begründet lag, dass sich unter diesen auch der zu Kamenz befand. Nach der Begrüßung durch Frau Dr. Kaufmann, die Leiterin der Städtischen Sammlungen Kamenz und stellvertretende Kulturdezernentin, eröffnete – aufgrund der alphabetischen Reihenfolge der Sechsstädte – Emanuel Priebst mit seinem Beitrag zu Bautzen („Der Sechsstädtebund im Spiegel der Bautzner Stadtchroniken“) die Tagung. Bereits in seinen Ausführungen deutete sich an, dass es in den Chroniken zumeist nicht unbedingt immer um die Sternstunden des Sechsstädtebundes ging, sondern vielmehr um die Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Städten.
Eine andere Intention verfolgte Christian Speer für Görlitz („Karl IV. – Jan Hus – Stephan Fuhrmann. Bedeutungsperspektiven eines spätmittelalterlichen Chronisten“). Er verdeutlichte anhand des Altaristen Fuhrmann, wie sich eine Person in den Kontext der mittelalterlichen Weltgeschichte stellte und sich somit gewissermaßen als Individuum wahrnahm.
Lars-Arne Dannenberg („Kamenz und die Sechsstädte – Aus der Sicht des Stadtschreibers Haberkorn“) stellte am Beispiel von Kamenz, das im Gegensatz zu Bautzen, Görlitz oder Zittau erst verhältnismäßig spät seine Chronik schrieb, die These auf, dass die anderen Städte auf die Abfassung einer Chronik drängten und dafür zudem Unterlagen – sprich eigene Chroniken – als Vorlage zur Verfügung stellten.
Jan Zdichynec stellte mit seinem Referat „Die frühneuzeitliche Geschichtsschreibung aus Lauban: ihre Autoren und ihre Intentionen“ einen interessanten Aspekt vor. So erkannte bereits der Chronist Böhme im Zeitalter der Reformation in der Auslegung der Bibel, dass nicht nur zum Gedenken an Gottes Werk, sondern auch zu gegenwärtigen Ereignissen Denkmäler errichtet werden sollen. Wenn nicht Johann Gustav Droysen und seiner Theorie von Überrest und Tradition vorgreifend, so erkennt Böhme in seinen Betrachtungen zumindest die Bedeutung der Schaffung von Erinnerungsorten als identitätsstiftendes Moment für die Menschen. Außerdem beweist er mit seiner Methode der Zeitzeugenbefragung, dass „oral history“ keine Erfindung der Zeitgeschichte ist.
Ähnliches konnte Petr Hrachovec in seinem Referat „Thematische Schwerpunkte und Zentralereignisse in der Zittauer Chronistik des frühen 17. Jahrhunderts“ darlegen. Allen Referaten war gemein, dass eben nicht der Sechsstädtebund als solcher eine bedeutende Rolle – quasi als Alleinstellungsmerkmal – in den Stadtchroniken einnahm. Sofern die Sechsstädte als Bündnis thematisiert wurden, standen die beschriebenen Ereignisse zumeist in Verbindung mit dem Landesherrn: Schenkungen, Huldigungen und andere Ehrerweisungen. Dadurch kann geschlussfolgert werden, dass es den Sechsstädten wichtig erschien, sich in die Nähe des Landesherrn zu bringen, um ihre Loyalität zu unterstreichen und ihre Privilegien auch für die Zukunft zu sichern. So erstaunt es nicht, wenn in Zeiten des Umbruchs – so geschehen im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges – auch die Geschichtsschreiber Vorsicht walten lassen, um nicht falsche Partei zu ergreifen. Dies konnte ebenfalls an Beispielen bewiesen werden.
Leider ergaben sich im Vorfeld der Tagung Schwierigkeiten, einen Referenten für Löbau zu gewinnen, so dass kein Beitrag aus der Konventstadt vorlag. Dafür konnte Gregor Metzig gewonnen werden. Mit seinem Vortrag „Der Sechsstädtebund im historischen Gedächtnis der Oberlausitz“ ging er auf die regionale Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts ein. Die enge Verknüpfung der Historiographie an die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften, die im Übrigen neben dem Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien ebenfalls als Unterstützer der Veranstaltung auftrat, war Fluch und Segen zugleich. Als Patrioten des Markgrafentums hielten die Mitglieder der Gesellschaft auch nach der Teilung der Oberlausitz das Gedächtnis an den Sechsstädtebund wach. Der übersteigerte Nationalismus, der sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte, zeigte allerdings auch, dass selbst Historiker mit der Geschichte zu brechen bereit waren. Gerade nach dem Ende des ersten Weltkrieges wurden die böhmischen Traditionen geradezu verleugnet. Die Einführung des Terminus „Sechsstädteland“ statt „Oberlausitz“ mag dafür einen Beweis darstellen. Die Auflösung der OLGdW nach 1945 und die Hochschulreformen in der DDR ließen Landes- bzw. Regionalgeschichte ins Hintertreffen geraten. Dieser Einschnitt ist auch heute noch spürbar. Es bleibt die Hoffnung, dass gerade solche Tagungen der oberlausitzischen Geschichtsschreibung positive Impulse geben. Allerdings müsste dazu auch das öffentliche Interesse vergrößert werden.
Das Tschirnhaus-Kolloquium am 10./11. Oktober 2008
Im Rahmen des Kolloquiums zum 300. Todestag von Ehrenfried Walther von Tschirnhaus fanden zwei große Vortragsveranstaltungen statt.
So wurde am 10. Oktober 2008 im Barockhaus, Neißstraße 30 in Görlitz, die Kabinettausstellung über Ehrenfried Walther von Tschirnhaus eröffnet. Um 19:00 Uhr trug Oliver Hochadel zum Thema "In nebula nebulorum. Der trockene Nebel des Sommers 1783 und die Einführung des Blitzableiters im Deutschen Reich" vor.
Am Samstag, den 11. Oktober 2008, fand von 14:00-18:00 Uhr das Symposium anlässlich des 300. Todestages von Ehrenfried Walther von Tschirnhaus im Hans-Nadler-Saal (Vortragssaal) der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im Residenzschloss mit folgenden Vorträgen statt:
- Stefan Siemer (Stiftung Ruhr Museum Essen): »Die Akademien in London und Paris«
- Eberhard Knobloch (TU Berlin): »Leibniz und die Brandenburgische Sozietät der Wissenschaften«
- Kelly Whitmer (MPI für Wissenschaftsgeschichte Berlin): »Die nützlichen Wissenschaften, das Auge und das Herz in den Schulen der Franckeschen Stiftungen«
- Oliver Hochadel (Universitat Autònoma de Barcelona): »Die Außerakademischen. Elektrisierende Schausteller in der deutschen Aufklärung«
- Abschließend fand eine Podiumsdiskussion zum Thema »Tschirnhaus im Netz von Bildungseinrichtungen und Wissenschaftszirkeln« statt.
Enthüllung der Tschirnhaus-Gedenktafel am 11. Oktober 2009
Am 11. Oktober 1708 "um 4 Uhr Morgens that seine Augen zu und entschlief" der "weltberühmte Ritter Ehrenfried Walther von Tschirnhauß auf Kießlingswald und Stoltzenberg".
301 Jahre später, am Sonntag, den 11. Oktober 2009 um 14.30 Uhr wurde in Görlitz, Nikolaistraße 12, eine Gedenktafel für den großen Mathematiker, Philosophen, Naturwissenschaftler, Techniker, Unternehmer und Förderer des Akademiegedankens enthüllt. Die Tafel ist ein gemeinsames Anliegen der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften e.V. und der Tschirnhaus-Gesellschaft e.V. und wurde maßgeblich durch die Unterstützung zahlreicher Spender möglich. Gemeinsam mit der Tschirnhaus-Gesellschaft e.V. wurde damit am 301. Todestag das Andenken des großen Geistes der Frühaufklärung und Wegbegleiters des europäischen Porzellans geehrt.
Weitere Informationen über Ehrenfried Walther von Tschirnhaus finden Sie auf der Homepage der Tschirnhaus-Gesellschaft e.V. unter http://www.tschirnhaus-gesellschaft.de.
Kolloquium zu Ehren des verstorbenen Professors Dr. Ernst-Heinz Lemper am 7. Oktober 2007
Am 7. Oktober 2007 fand ab 14.00 Uhr im Museum Barockhaus, Neißstraße 30, in Görlitz ein Kolloquium zu Ehren des verstorbenen Professors Dr. Ernst-Heinz Lemper statt. Das Kulturhistorische Museum der Stadt Görlitz und die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften hatten zu dieser Gedenkveranstaltung eingeladen.
Mit den ausgewählten Vorträgen wurde das Wirken des Verstorbenen in und für die Stadt Görlitz gewürdigt. Nach der Begrüßung durch den Präsidenten der OLGdW, Herrn Prof. Dr. Wolfgang Geierhos, stellte Prof. Dr. Günter Mühlpfordt die Beziehungen zwischen Prof. Lemper und der Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften in der DDR-Zeit dar. Marius Winzeler und Ines Anders beleuchteten "Achtundvierzig Jahre Direktor der Städtischen Kunstsammlungen" und damit Ernst-Heinz Lemper als prägende Gestalt des Görlitzer Museums. Günter Rennebach stellte Prof. Dr. Ernst-Heinz Lemper als Museumsleiter und Denkmalpfleger in seinen ersten Görlitzer Jahren vor und Frau Ingrid Rosin ging in ihrem Vortrag auf den Jugendclub "Johannes Wüsten" bei den Städtischen Sammlungen ein. Dr. Andreas Gauger informierte über Prof. Lempers Beschäftigung mit Jakob Böhme.
Das Schlusswort hielt der Präsident der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften.
Das Carl-August-Schramm-Symposium 2007
Am 26. März 2007 jährte sich der 200. Geburtstag von Carl August Schramm. Um dieses Ereignis zu würdigen, führte die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften e. V. und der Museumsverein Dittelsdorf e. V. vom 23. bis 25. März 2007 in Zittau und Marienthal ein Symposium durch. Schirmherr der Veranstaltungen war der Landrat des Landkreises Zittau Löbau, Günter Valentin.
Der Auftakt der Veranstaltungen bildete ein Gedenken an dem Grab von Carl August Schramm auf dem Zittauer Frauenfriedhof. In einer Ansprache wurde der Zittauer Bürger als eine der bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt gewürdigt. Blumengebinde legten die Stadt Zittau, vertreten durch ihren Oberbürgermeister Voigt und Vertreter des gesellschaftlichen Lebens nieder. Am Abend bildete der Bürgersaal im Rathaus von Zittau den architektonischen Rahmen für eine Festveranstaltung, zu der der Schirmherr Günter Valentin und der Oberbürgermeister Voigt einluden. Kernpunkt war der Vortrag unseres Mitgliedes über Leben und Werk Carl August Schramms. Mit einem umfangreichen Bildmaterial wurde der bisherige Forschungsstand zum Schaffen Schramms skizziert, vielmehr wurde auch dem interessierten Publikum ein Überblick zum Leben Schramms gegeben. Am Samstag versammelten sich im internationalen Begegnungszentrum Kloster Marienthal Fachwissenschaftler aus Berlin, Dresden Leipzig, Halle und natürlich auch aus der Oberlausitz, um die verschiedenen Facetten des Schaffens Schramms näher zu beleuchten. In einem interessanten und abwechslungsreichen Programm wurde hier der wissenschaftliche Meinungsaustausch gefördert. Am Abend lud der Museum Dittelsdorf e.V. zur Eröffnung der Ausstellung Carl August Schramm Architekt, Baubeamter und Baustadtpädagoge in die Kirche Dittelsdorf ein. Der Sonntag war eine Exkursion zu Bauten des großen Architekten vorbehalten. Mit einer Rundreise wurden die Kirche in Sohland, die Preusker-Schule in Löbau, die Kirche in Kottmarsdorf, die evangelische und die katholische Kirche in Leutersdorf, Bauten in Zittau, und schließlich die Kirche in Bogatynia (Reichenau) besichtigt. Bei schönstem Frühlingswetter konnten die Eindrücke und Erfahrungen der letzten zwei Tage noch einmal vertieft werden.
Zu der Tagung erschien ein Protokollband, der als Beiheft 6 zum Neuen Lausitzischen Magazin im Jahr 2008 veröffentlicht wurde.
300jähriges Gedenken an Pfarrer Christian Knauthe in Friedersdorf an der Landeskrone am 7. Januar 2007
Festprogramm
10.00 Uhr - Festgottesdienst in der Friedersdorfer Kirche St. Ursula
(mit Regionalbischof Dr. H.-W. Pietz)
14.30 Uhr - Gedenken am Grabstein auf dem Friedersdorfer Friedhof
16.00 Uhr - Festvorträge
- Lebensbild Christian Knauthes (Siegfried Hoche)
- Christian Knauthe als Friedersdorfer Pfarrer (Daniel Jordanov)
- Christian Knauthe als Geschichtsschreiber „derer Oberlausitzer Sorberwenden" (Jan Mahling)
Oberlausitzer Landesgeschichte - Wissenschaftliches Symposium aus Anlass des 100. Todestages von Hermann Knothe am 30./31. Mai 2003
von Dr. Matthias Herrmann (+), Kamenz
Die Oberlausitzer Landesgeschichte bildet lediglich einen marginalen Aspekt innerhalb der sächsischen Geschichtsschreibung. Deshalb war es um so erfreulicher, dass zu der vom Kamenzer Geschichtsverein e.V. inhaltlich konzipierten und finanziell in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung, Bildungswerk Leipzig, dem Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, der Stadt Bautzen und der Stadt Kamenz, der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz e.V. und der Volksbank Bautzen durchgeführten Tagung 55 Teilnehmer sowie 5 Gäste aus Deutschland, Tschechien und Polen begrüßt werden konnten.
Die Tagung wurde eröffnet mit einem Vortrag von Herrn Tino Fröde (Olbersdorf), in welchem die Biographie Hermann Knothes im Mittelpunkt stand. Fröde arbeitete dabei die prägenden Einflüsse, die für die Entwicklung Knothes von Bedeutung gewesen sind, heraus und stellte den persönlichen und wissenschaftlichen Werdegang Hermann Knothes dar. In der anschließenden Diskussion wurden vor allem die große Arbeitsleistung und die exakte Quellenkenntnis Knothes hervorgehoben.
Die anschließenden Referate des ersten Tagungstages waren unter der Überschrift: Oberlausitzer Forschungen in der Vergangenheit - Wirkungen für die Oberlausitzer Landesgeschichte und standen damit ganz im Zeichen des wissenschaftlichen Gesamtwerk Hermann Knothes.
Im ersten Referat dieser Sektion gab Uwe Kahl (Zittau) einen Überblick über den Nachlass Knothes in der Christian-Weise-Bibliothek in Zittau. Dabei verwies er auf die umfangreiche Sammlung an Drucken von Knothewerken, welche z. T. mit handschriftlichen Korrekturen versehen sind, und auf die sich im Nachlass befindliche Korrespondenz Knothes mit verschiedenen Persönlichkeiten. Darüber hinaus machte er allerdings deutlich, dass die Erfassungsarbeiten an diesem Bestand noch nicht abgeschlossen sind und weitere Anstrengungen in diese Richtung unternommen werden müssen. Dr. Hermann verwies in der nachfolgenden Diskussion in Ergänzung zu dem Vorgetragenen, dass bei einer Auswertung des Nachlasses von Hermann Knothe ebenso die etwa 400 Briefe aus dem Zeitraum zwischen 1859 und 1902 mit einbezogen werden sollten, welche sich heute in der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften in Görlitz befinden.
Prof. Dr. Karlheinz BLASCHKE (Friedewald) stellte in seinem Beitrag die Geschichtsschreibung der Oberlausitz des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt. Um die besondere Bedeutung der Oberlausitzer Landesgeschichte des 19. Jahrhunderts anhand von Zahlen zu belegen zog er die durch Bemmann und Jatzwauk herausgegebene Bibliographie der Sächsischen Geschichte heran. An dieser machte er deutlich, dass die Arbeiten zur Oberlausitzer Landesgeschichte vom Umfang her etwa dieselbe Größenordnung einnahmen wie die aller anderen sächsischen Landesteile - Kurkreis, Leipziger Kreis mit Oster- und Pleißnerland, Meißner Kreis, Erzgebirge, Schönburgische Herrschaften und Vogtland - zusammen. Im Folgenden wandte er sich einigen Personen gesondert zu, benannte bzw. charakterisierte deren Arbeiten und hob die besonderen Leistungen der Historiographie des 19. Jahrhunderts hervor. Anschließenden kennzeichnete er sich den Mängeln der angeführten Werke und benannte die zum Teil großen Lücken - u.a. Geschichte der Oberlausitzische Stände, der Agrarverfassung, die Städteforschung und die Rechtsgeschichte. Abschließend verfolgte er kurz den vor allem systembedingten Rückgang der Forschungen zur Oberlausitzer Landesgeschichte während des 20. Jahrhunderts und verwies darauf, dass nach seiner Einschätzung in der Gegenwart - im Vergleich zum 19. Jahrhundert - die Träger einer modernen Geschichtsschreibung fehlen.
Dem Thema Hermann Knothe und die Historischen Hilfswissenschaften widmete sich in ihrem Beitrag Freifrau PD Dr. Elke von Boeselager (Berlin). Hierbei nahm Sie zuerst eine zeitliche Einordnung der Historischen Hilfswissenschaften vor und verfolgte in groben Schritten deren methodische Entwicklung. Aufbauend auf die Genese der Hilfswissenschaften als Wissenschaftsdisziplin analysierte sie die Arbeiten Knothes hinsichtlich seiner Arbeitstechniken und Leistungen auf hilfswissenschaftlichem Gebiet. Sie verwies dabei vor allem auf die Diplomatik, Genealogie und Sphragistik. Abschließend stellte Sie klar heraus, dass Knothe sich selbst als Historiker gesehen hat und dass ihn die Hilfswissenschaften lediglich in Erfüllung seiner historischen Arbeiten tangiert haben.
Anschließend sprach Dr. Erhard Hartstock (Daranitz) zur Wirtschaftsgeschichte der Oberlausitz und dem Beitrag Hermann Knothes hierzu. Er würdigte Knothes Leistungen besonders mit Blick auf dessen Werke zur Adelsgeschichte, machte aber gleichzeitig deutlich, dass der Wirtschaftsgeschichte nicht Knothes vorrangigstes Forschungsinteresse gegolten hatte und dass auf der Grundlage von neuen Erkenntnissen und Methoden seine Forschungsergebnisse kritisch zu überprüfen wären. In einem zweiten Teil seiner Ausführungen verwies der Referent auf die nach wie vor großen Lücken in der Geschichtsschreibung zur Oberlausitzer Wirtschaftsgeschichte.
Das Referat von Frau Dr. Katrin Keller (Wien), welche leider nicht an der Tagung teilnehmen konnte, zur Adelsgeschichte der Oberlausitz und Knothes Forschungen auf diesem Gebiet wurde durch Herrn Dr. Hermann verlesen. Keller kennzeichnete in ihrem Beitrag die beiden einschlägigen Monographien als beispielgebend für ihre Zeit. Gleichzeitig benannte sie die Grenzen dieser - wie z.B. das Knothe sich allein auf Urkunden stützte und das vorhandene Aktenmaterial nicht heranzog - und formulierte weitergehende Fragestellungen für potentielle neue Forschungsansätze. Beispielsweise sollten die Stände, die Lehnsherrschaft, die Bedeutung des Hofes, der Gutsherrschaft, die Ausprägung adliger Lebensformen und das Verhältnis zwischen Adel und Kirche / Klöster zukünftig im Mittelpunkt perspektivischer Forschungen zur Adelsgeschichte stehen. Im Anschluss an das Referat wurde von mehreren Teilnehmern nochmals auf Problematik der Gutsherrschaften hingewiesen.
Der Bewertung und Einordnung von Knothes Studien zu rechts- und verfassungsgeschichtlichen Aspekten wandte sich Dr. Norbert Kersken (Marburg/Lahn) in seinem Referat zu. Eingangs erläuterte Kersken hierbei Knothes Rechtsgeschichtebegriff und stellte seine Methodologie vor. Anschließend wandte er sich direkt den Arbeiten Hermann Knothes zu. Dabei stellte er klar heraus, dass auch heute noch die Schriften Knothes aktuell sind, jedoch in einigen Beziehungen Grenzen haben. Schließlich wies er darauf hin, dass verfassungs- bzw. rechtsgeschichtliche Arbeiten zur Oberlausitz in der Gegenwart kaum vorhanden sind, obwohl sie mit den Knothschen Werken über eine sehr gute Grundlage verfügen würden.
Der Vormittag des zweiten Tagungstages stand im Zeichen der Forschungen zur Geschichte der Oberlausitz in Polen und der Tschechischen Republik. Frau Sylwia Kociot und Frau Agnieszka Lipinska (Jelenia Gora) gaben zunächst einen Einblick in die Beschäftigung der polnischen Historiographie mit der Oberlausitz. Sie führten aus, dass das Interesse der polnischen Historiographie an der Oberlausitz seit dem 19. Jahrhundert besteht und das es auch durch die Kriege des 20. Jahrhunderts nicht geschmälert wurde. In diesem Zusammenhang verwiesen sie auf die Etablierung der Slawistik als wissenschaftliche Disziplin und deren Beschäftigung mit der Oberlausitz. Bei der Betrachtung weiterer Rezeptionsfragen bestätigten sie, dass nach wie vor auch für die Forschungen in Polen die Arbeiten Hermann Knothes unersetzlich sind.
Das korrespondierende Referat von Frau Dr. Lenka Bobková (Prag), welche leider nicht anwesend sein konnte, zu Rezeptions- und Forschungsfragen in Böhmen und Tschechien wurde durch Frau Lenka Matusikova (Prag) vorgetragen. Frau Dr. Bobková legte eingangs die Bedeutung Knothes für Geschichtsschreibung und ihre Entwicklung dar. Dabei schränkte sie allerdings ein, dass die Werke Knothes im 19. und frühen 20. Jahrhundert nur spärlich in den einschlägigen böhmischen Zeitschriften rezipiert worden sind. Lediglich in den Kreisen, welche sich mit nordböhmischer Geschichte befassten waren Knothes Arbeiten bekannt und wurden in die Forschungen einbezogen. Erst als nach dem 2. Weltkrieg das Interesse der tschechischen Historiker an der Oberlausitz als ehemaliges Nebenland der böhmischen Krone stärker in den Fokus der Forschungen rückte, wurden die Arbeiten Knothes von einer größeren Anzahl von Forschern gelesen und Knothes Erkenntnisse in die Forschungen einbezogen.
Zu Quellenpotentialen für die gegenwärtige sowie künftige Forschungsarbeit zur Oberlausitzer Landesgeschichte in polnischen und tschechischen Archiven sprachen im Folgenden der Archivar aus Lauban, Herr Adam Baniecki, sowie Frau Dr. Zlatuše Kukanova (Prag) und Lenka Matusikova (Prag). Alle drei Referenten wiesen nachdrücklich daraufhin, dass sowohl in Polen als auch in Tschechien größere Bestände unterschiedlicher Provenienz zur Geschichte der Oberlausitz vorhanden sind, welche bis heute kaum von der Forschung beachtet worden sind. Auch in der anschließenden Diskussion wurde durch unterschiedliche Teilnehmer deutlich gemacht, dass die historische Forschung zur Oberlausitzer Landesgeschichte nur unter Einbeziehung der Quellenbestände in Tschechien und Polen sinnvoll erscheinen kann.
In Werkstattberichten wurden im anschließenden Tagungsblock aktuelle Forschungsprojekte vorgestellt, bzw. notwendige Forschungen angeregt. Während der Beitrag Dr. Gunter Oettels (Görlitz), über die Publikation von Briefbüchern des Görlitzer Rates aus Gesundheitsgründen nicht verlesen wurde, informierte Dr. Matthias Herrmann (Kamenz) über den Stand des Urkundenprojektes der OLG bzw. der AGAMS. Gegenwärtig wird hierzu lediglich eine Abschriftnahme von Literatur vorgenommen. Die Übertragung in die Datenbank, die kurz vorgeführt wurde, erfordert fachlich geschulte Kräfte und somit eine intensivere Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen. Anhand der Datenbank verwies er auf Möglichkeiten der Verknüpfung zu einem zentralen Quellennachweis, zu einer historischen Datenbank sowie zu einem Lausitz-Lexikon.
Frau Dorota Sokolowksa, Staatsarchiv Wroclaw, übergab im Auftrag von Dr. Droszd, dem Direktor des Staatsarchivs, Kopien der Findbücher des Staatsarchivs Breslau an Herrn Dr. Matthias Herrmann, die die Oberlausitzer Territorien und Gemeinden betreffen. In Zusammenhang damit wurde über ein internationales Vorhaben zur Übertragung von Findbüchern und ihre letztendliche Publikation (Internet, Drucklegung) informiert. Frau Sokolowska und Herr Dr. Herrmann verwiesen dabei darauf, dass nur so können zielstrebig und zeitsparend Kenntnisse zu forschungsrelevanten Quellenbeständen gewonnen werden können.
Prof. Dr. Manfred Straube (Leipzig) regte Forschungen und insbesondere eine wissenschaftliche Korrektur der auf touristischen Vermarktungsstrategien propagierten Entwicklung der via regia an. Hier wird es gelten, seine beachtlichen Vorarbeiten in geeigneter Form zu konzentrieren und zu veröffentlichen.
Dr. Erhard Hartstock (Daranitz) stellte in seinem kurzen Beitrag eine Quelle vor, mit deren Hilfe ein ausführlicher und wohl einzigartiger Zustandsbericht über die Situation in der Oberlausitz am Ausgang des Ancien Regime gegeben werden könnte. Aufgrund des großen Umfangs der hierbei zur Verfügung stehenden Daten erscheint es als zweckmäßig eine Datenbank zu entwickeln und die einzelnen Angaben in diese zu übertragen.
Herr Matthias Knobloch (Panschwitz-Kuckau) verwies auf die Bedeutung von Kirchenarchiven, so sie denn erschlossen und benutzbar sind. Eine Vielzahl von Quellen finde sich in diesen Einrichtungen, die nicht nur geistliches, sondern auch Geistes- und Alltagsleben reflektieren.
Aus Zeitgründen konnte Herr Danny Weber (Leipzig) nur in sehr knapper Form auf die begonnen Arbeiten zur Herausgabe eines Sammelbandes mit Knotheschriften verweisen. Dabei informierte er darüber, dass eine Gesamtausgabe aufgrund der Vielfalt der Knotheschriften als nicht finanzierbar erscheinen muss und von daher lediglich eine Auswahl wichtiger Werke aufgenommen werden soll. Er stellte die gegenwärtig favorisierte Liste der Titel kurz vor und forderte die Teilnehmer auf den Fortgang der Arbeiten auf unterschiedliche Weise zu unterstützen.
Ebenfalls aus Zeitgründen konnte nicht mehr über die Möglichkeiten, die sich aus einer Weiterführung bzw. modernen Erfordernissen entsprechenden Bearbeitung der "Sammlung Turski" ergeben könnten.
Die Tagung fand ihren Abschluss mit einer Podiumsdiskussion welche unter dem Thema stand: "Impulse für die Oberlausitzer Landesgeschichte durch die EU-Osterweiterung?" oder, wie vom Kamenzer Geschichtsverein kurz umrissen: "Knothe – und wie weiter?" Zu Möglichkeiten der Fortentwicklung der historischen Forschungen nahmen Prof. Dr. Karlheinz Blaschke für die Historische Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Dr. Guntram Martin für das Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Dr. Andreas Bednarek für die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz e.V. sowie Frau Dr. Martina Schattkowsky für das Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde Dresden Stellung. Alle Podiumsteilnehmer verwiesen bei dieser Gelegenheit auf die von ihren jeweiligen Institutionen durchgeführten bzw. gegenwärtig laufenden Arbeiten und Projekten. Dabei wurde jedoch deutlich, dass die Geschichte der Oberlausitz in den meisten Fällen eine sehr untergeordnete Stellung einnimmt, ja sogar auf eine Stufe mit dem Vogtland oder dem Erzgebirge gestellt wird. Der Vergleich zwischen Oberlausitz und Erzgebirge in Anbetracht von Forschungsförderung hinkt schon deshalb, weil beide Territorien historisch verfassungsrechtlich, politisch und landesherrschaftlich nicht vergleichbar sind. In der weiteren Diskussion wurde von den Tagungsteilnehmern besonders auf die mangelhafte Finanzierung der historischen Forschung hingewiesen, auf die mangelnde Öffentlichkeit und das unterentwickelte Interesse in den Schulen. Von polnischer Seite wurde indirekt auf die Defizite, welche in Sachsen zweifelsohne in Bezug auf die Oberlausitzer Landesgeschichte bestehen, aufmerksam gemacht. Abschließend sprachen sich die Podiumsteilnehmern für eine vermehrte Zusammenarbeit der einzelnen Gruppen bzw. Interessierten aus, um gemeinsam, über die Ländergrenzen hinweg die Oberlausitzer Landesgeschichte weiterzuentwickeln.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass insbesondere der Zusammenschluss an der Basis und das gegenseitige Kennenlernen gefördert wurde. Dies wurde durch unterschiedlichste Gespräche und Absprachen am Rande der Tagung deutlich. Die internationalen Kontakte nach Polen (Staatsarchive Breslau und Lauban, Universität Jelenia Gora bzw. Breslau) wurden gefördert und sollten zielstrebig gepflegt werden. Nicht nur gegenseitige Besuche, sondern Information, Unterstützung und Abstimmung bei Forschungsvorhaben sollten zum Alltag gehören. Das setzt die ungebrochene Fortführung aufgenommener Kontakte voraus. Analoges ist zu den Archiven und Forschungseinrichtungen in Tschechien festzustellen. Es ist erstaunlich, mit welcher Intensität Forschungen bzw. Teilforschungen zur Oberlausitzischen Landesgeschichte in diesen beiden Ländern vorgenommen wurden und werden. Für die deutsche Seite besteht in dieser Hinsicht erheblicher Nachholebedarf.
Wenn in der Podiumsdiskussion festgestellt wurde, dass eine engere Zusammenarbeit mit Forschungsinstitutionen in der Oberlausitz empfehlenswert sei, so konnte kein Konsens zur Frage der fördernden Institution in der Oberlausitz an sich gefunden werden. Damit ist letztlich die Frage offen geblieben, wer landesgeschichtliche Forschungen konzipiert, arrangiert, konzentriert, vermittelt und fördert. Den bestehenden Einrichtungen - OLGdW, Historische Kommission, Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde sowie Sächsisches Hauptstaatsarchiv - obliegt es, künftig eine Vermittlung von Wissenspotentialen intensiver zu berücksichtigen und zu fördern.
Abschließend muss festgestellt werden, dass die Oberlausitzer Landesgeschichte weitgehend auf wenigen akademischen Qualifizierungen, dafür und insbesondere aber individuellen Interessen sowie daraus resultierenden Engagements beruht.
Zu der Tagung erschien 2004 ein Protokollband im Verlag Gunter Oettel als Kamenzer Beiträge, Heft 5.
Jacob-Böhme-Symposium
Von Annerose Klammt
In den Jahren 1999 und 2000 ehrten die Europastadt Görlitz/Zgorzelec und die Region Oberlausitz/Niederschlesien ihren großen Sohn - Jacob Böhme. Die Anlässe für dieses umfangreiche und vielschichtige Gedenken waren der 375. Todestag des "philosophus teutonicus" am 17. November 1999 und sein 425. Geburtstag im Jahr 2000.
Bis zur Wende zum 19. Jahrhundert war es in Görlitz eher still um Leben und Werk Jacob Böhmes gewesen. Abgesehen von der Ehrung, die ihm durch die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften zuteil wurde, als diese 1869 den imposanten Felsblock an seinem Grab auf dem Görlitzer Nikolaifriedhof aufstellen ließ, erinnerte sich das offizielle Görlitz sehr spät an seinen berühmtesten Bürger. Angeregt durch die Schuhmacherinnung und weitgehend privat finanziert - nicht zuletzt mit Hilfe so namhafter Böhmeforscher wie Paul Deussen und Adolf Lasson - wurde 1898 ein Denkmal für Böhme, geschaffen von Johannes Pfuhl, eingeweiht. Nur wenig später jedoch (1905) ließ die Stadt aus verkehrsplanerischen Gründen Böhmes zweites Wohnhaus am Neißeufer abreißen - ohne öffentliche Proteste hinnehmen zu müssen. 1924 waren es wieder die Oberlausitzische Gesellschaft und ihr Sekretär Richard Jecht, die sich in Görlitz erfolgreich um einen "Bewusstseinsdurchbruch" (Lemper) im Umgang mit Böhme bemühten. Jechts biografische und Felix Vogts philosophiegeschichtliche Arbeiten, veröffentlicht in den Bänden 100 und 102 des Neuen Lausitzischen Magazins, waren wichtige Ergebnisse dieser Anstrengungen. Die Stadt Görlitz ließ 1924 Jechts "Lebensumstände Jakob Böhmes" als "Gedenkgabe der Stadt Görlitz" drucken, unter der Herausgeberschaft Jechts erschien ebenfalls 1924 "Jakob Böhme und Görlitz. Ein Bildwerk".
Die DDR tat sich schwer mit Jacob Böhme. Wieder bedurfte es eines Gedenkjahres für einen erneuten Anlauf. 1974 richtete die Stadt Görlitz gemeinsam mit der Akademie der Wissenschaften der DDR eine Arbeitstagung aus, die den missglückten, weil einseitig orientierten Versuch unternahm, Jacob Böhme in die Ideologie der DDR einzupassen. In dem damals in der Schriftenreihe des Ratsarchivs erschienenen Protokollband ist die mühsame Rechtfertigung nachzulesen: "...in der Einheit von einem zum Materialismus tendierenden Pantheismus und Dialektik, deren Zentrum eine humanistische, mit demokratischen Gleichheitsvorstellungen verbundene Auffassung vom Menschen war, die ihrerseits - objektiv - ein Moment des Kampfes gegen die feudale Ausbeutergesellschaft darstellte, ist Böhme von Bedeutung für das progressive philosophische Denken geworden." (Aus dem Beitrag von G. Bartsch, Die Bedeutung Jacob Böhmes für die Entwicklung der Philosophie).
Alle Schriften und Gedenkveranstaltungen hinterließen in der Bevölkerung der Stadt allerdings nur wenige Eindrücke.
Auch 1998 wusste kaum ein Görlitzer Bürger, wer Jacob Böhme war, als durch den damaligen Präsidenten der wiedergegründeten Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften und Böhme-Biografen Ernst-Heinz Lemper nachdrücklich auf die erneut bevorstehenden Gedenkjahre 1999 und 2000 aufmerksam gemacht wurde. Die Stadt Görlitz nahm den Gedanken auf. Erstmals seit Jahrhunderten kamen Vertreter der Stadt, der Region, der evangelischen Kirche, der Bürgerschaft und der Wissenschaft zusammen, um gemeinsam über die inhaltliche Gestaltung der künftigen Jacob-Böhme-Ehrung zu beraten. Ein wesentlicher Akzent lag diesmal darauf, Leben und Werk des Philosophen in der Bevölkerung bekannt zu machen. Dies geschah schließlich unter anderem durch künstlerische Aktionen, Ausstellungen und Lesungen, aber auch durch wissenschaftliche Vorträge, und es zeigte sich, dass das Interesse an der Person und an den Gedanken Böhmes sehr groß war.
Höhepunkt und gleichzeitig Schlussakkord der Ehrungen bildete jedoch das Internationale wissenschaftliche Symposium, das unter dem Böhmezitat "Suche dich und finde dich" stand. Die Stadt Görlitz, die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften und die Hochschule Zittau-Görlitz waren die Veranstalter dieser durch die Mitwirkung namhafter in- und ausländischer Persönlichkeiten der Böhmeforschung hohes Niveau versprechenden Tagung. Das vielschichtig angelegte Programm des Symposiums gab Anlass zu interessanten Gesprächen und Fragestellungen. Auf Böhmeforscher wie Böhmefreunde übte es darüber hinaus wohl einen besonderen Reiz aus, am Ort des Lebens und Schaffens des Philosophen zu weilen, sich vom Genius loci inspirieren zu lassen.
Zu der Tagung erschien ein Protokollband, der als Beiheft 2 zum Neuen Lausitzischen Magazin im Jahr 2001 veröffentlicht wurde.
Symposium zur 650-Jahrfeier des Sechsstädtebundes der Oberlausitz am 15. Juni 1996
von Dr. Matthias Herrmann
Das Kamenzer Symposium zur Würdigung des 650. Jahrestages der Gründung des Sechsstädtebundes der Oberlausitz vereinte 32 Historiker, Archivare, Vertreter der Oberlausitzischen und der Niederlausitzer Gesellschaften der Wissenschaften und Geschichtsinteressierte aus ganz Sachsen im festlichen Saal des Kamenzer Rathauses. Trotz der vergleichsweise geringen Beteiligung - zahlreiche Historiker weilten bei einer zum gleichen Zeitpunkt in Dresden stattfindenden stadtgeschichtlichen Tagung - kann eine positive Bilanz für diese Gemeinschaftsveranstaltung des Vereins für Sächsische Landesgeschichte (Dresden) und des Kamenzer Geschichtsvereins gezogen werden.
Zur Begrüßung würdigte der Kamenzer Bürgermeister, L. Kunze, in knappen Worten das Wirken des Bundes und verwies insbesondere auf die Chancen, die durch seine moderne Wiederbelebung im Jahre 1991 für die Stadt, die Region und die internationalen Beziehungen in der Euroregion Neiße entstanden sind.
Seine auf die Gegenwart der Gastgeberstadt bezogenen Ausführungen en wurden im anschließenden Referat des Kamenzer Stadtarchivars, Dr. M. Herrmann, vertieft. Unter dem Thema "Kamenz im Sechsstädtebund" spannte er den Bogen zu lokalen und regionalen entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhängen, die zur Gründung des Sechsstädtebundes beitrugen. Ausführliche Betrachtungen galten insbesondere der Lokalpolitik des Kamenzer Stadtrates zwischen 1346 und 1547, d.h. einer Zeit, in welchem der Sechsstädtebund seine Wirksamkeit auf der Grundlage mittelalterlichen Rechtsgebahrens voll entfaltet hatte. Der in direktem Verhältnis zur Reformation stehende Pönfall im Jahre 1547 beendete diesen Zeitraum höchster Blüte und führte zu einem funktionalen Wandel des Bundes. Als besonders kritisch wurde der gegenwärtige Forschungsstand zum Sechsstädtebund hervorgehoben und das Fehlen einer modernen, wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Darstellung bedauert.
Anschließend berichtete Herr M. Knobloch (Panschwitz-Kuckau) über die Bestrebungen der Stadträte und der Kirchenoberen zur Selbständigkeit des oberlausitzischen Kirchenwesens im 16. und 17. Jahrhundert. Besondere Bedeutung wurde den in den Städten vorliegenden Kirchenordnungen beigemessen. Anhand der Analyse von Einzelfällen gelang es dem Referenten, grundsätzliche Vorstellungen der Sechsstädte herauszuarbeiten sowie Problemfelder aufzuzeigen, die nach 1635 zwischen oberlausitzischer und sächsischer Kirchenentwicklung ent- und bestanden. Aufschlussreich und hervorzuheben ist die direkte Bezugnahme von K. auf das Weltbild des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Menschen, ohne dessen Berücksichtigung eine Darstellung der kirchlichen und religiösen Bestrebungen nicht möglich wäre. Das rege Zitieren von Originalquellen zu markanten Einzelbeispielen war nicht nur für den Fachmann interessant und amüsant, sondern es belegte beeindruckend den Ernst, mit dem lange Jahre um die geistliche wie weltliche Unabhängigkeit der Oberlausitz gerungen wurde.
Als Höhepunkt der Veranstaltung ist das Referat von Frau Dr. Bobkova (Prag) anzusehen, die den aktuellen tschechischen Forschungsstand zur Rolle des Sechsstädtebundes in der Landes- und Reichspolitik Karls IV. darlegte. Durch die Verknüpfung bestimmter urkundlich belegter Entwicklungen gelang ihr der Nachweis, dass zwischen dem regionalen Städtebund sowie der Reichs- und Hausmachtpolitik Karls IV., d.h. des deutschen Kaisers und böhmischen Königs, mehr als nur zeitliche Nähe bestand. Sie setzte damit Maßstäbe für die internationale Forschung zum Bund.
Ein nochmaliges Nachvollziehen der von ihr aufgezeigten Zusammenhänge und die darauf bezogene Betrachtung der kommunalen Entwicklung für jede der Sechsstädte erscheinen ebenso zweckmäßig wie notwendig. Wenngleich hypothetisch, so ist anzunehmen, dass die den Kommunen zu einem bestimmten Zeitpunkt übertragenen Privilegien nicht von ungefähr dargereicht wurden, sondern das städtische Aufstiegsstreben ebenso bedienten wie landesherrliche und reichspolitische Zielsetzungen. Der Nachweis für jede einzelne Sechsstadt muss noch erbracht werden. Stadtgeschichtlich dürften bei dem Herantragen neuartiger Fragestellungen auch interessante Hintergründe offenbar werden, die den noch immer stark dominierenden Erkenntnisstand des ausgehenden 19. Jahrhunderts weit übersteigen: das reiche Potential städtischer Urkunden und Folianten verbirgt noch eine Fülle verborgener Informationen.
Allen drei Referenten gemeinsam war der eindringliche Hinweis auf die erheblichen Defizite in der Erforschung des Sechsstädtebundes der Oberlausitz und der einzelnen Städte bzw. Orte. Vielfach dienen noch heute Darstellungen des ausgehenden 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - stellvertretend seien die Werke Köhlers, Seetigers und Arras' genannt - als Grundlage der Forschung. Und tatsächlich sind sie in weiten Teilen unübertroffen. Aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg darf auf Beiträge von Blaschke, Czok und Engel verwiesen werden, die jedoch weniger kommunalgeschichtlich als vielmehr übergreifend zu bewerten sind, denn eine Geschichtsschreibung zur kommunalen Basis wurde in den vergangenen Jahrzehnten kaum partiell betrieben. Und dennoch sind gerade auf diesem Gebiet wichtige Grundlagen für eine Regional- oder Landesgeschichte zu suchen! Zahlreiche Einzelaspekte sind bisher nicht oder nur nebensächlich beleuchtet worden. Beispielhaft sei auf das Zusammenwirken der Räte, auf die gegenseitige Beeinflussung der Handwerke und Innungen der Sechsstädte und die Auswirkungen des Magdeburger Rechts auf das Justizwesen des Sechsstädtebundes und der Sechsstädte hingewiesen. Offensichtlich ist, dass die vorhandenen Lücken nur durch ein gründliches und originäres Quellenstudium geschlossen werden können. Ein anregendes Handwerkszeug hierfür bietet im übrigen das im August 1996 von den Archivaren der Sechsstädte im Entwurf vorgelegte gemeinsame Inventar.
Zu der Tagung erschien 1998 ein Protokollband als Kamenzer Beiträge, Heft 1.