Die Geschichte des OLGDW
1779
Der aus Lauban stammende Jurist Karl Gottlob Anton (1751-1818) schlägt in einem Brief vom 4. März 1779 dem Gutsherrn und naturforschenden Ökonomen Adolf Traugott von Gersdorf (1744-1807) in Wigandsthal-Meffersdorf die Idee zur Gründung einer wissenschaftlichen Gesellschaft für die Oberlausitz vor. Dieser sichert seine Mitwirkung zu.
Das Vorhaben wird rasch vorangetrieben, so dass bereits am 21. April 1779 die "Oberlausitzische Gesellschaft zur Beförderung der Natur- und Geschichtskunde" gegründet wird. Zu den 20 ersten Mitgliedern gehören unter anderem der Königliche Hofrat und Bürgermeister von Görlitz Samuel August Sohr (1751-1838), der Görlitzer Gymnasialdirektor Johann Friedrich Neumann (1737-1802), der Geschichtsforscher Johann Hortzschansky (1722-1799), der Kirchenhistoriker Karl Gottlob Dietmann (1721-1804), der Gutsbesitzer, Numismatiker, Archäologe und Künstler Karl Adolph von Schachmann auf Königshain (1725-1789), der durch seine Kenntnisse der Oberlausitzer Rechtsgeschichte ausgewiesene Christian Gottfried Meißner (1739-1811), der Geschichtsschreiber des Queißkreises Pastor Johann Ehrenfried Frietzsche (1726-1793) und der Historiker Jakob Gottlieb Kloß (1730-1789). Um die Vielfalt der individuellen Interessen auch im Namen der Gesellschaft besser zum Ausdruck zu bringen, einigt man sich im Herbst auf die Umbenennung in "Gesellschaft der Wissenschaften in der Oberlausitz". Die heute übliche Bezeichnung "Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften" lässt sich seit 1792 nachweisen, ist aber erst ab 1815 allgemein gebräuchlich. Nebenher gab es bis 1803 die Bezeichnung "Privatgesellschaft". Von 1803 bis zum Ende des Alten Reiches (1806) hieß die Vereinigung "Kurfürstlich Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften"
Das Siegel der Gesellschaft konzipierte zeitnah Karl Adolph von Schachmann. Es zeigt einen blühenden Orangenzweig mit zwei Früchten sowie einer Umschrift: "Soc: Lusatiae sup:" und der Unterschrift: "in uno".
1779 - 1811
Karl Gottlob Anton hat das Amt des Sekretärs sowie das Bibliotheks- und Kassiereramt der "Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften" inne. Der Versammlungsort der Gesellschaft ist bis 1792 das Haus von Anton auf der Langestraße 49 oder der Gasthof "Zum Hirsch".
1780
Das zunächst vakante Präsidium führt seit diesem Jahr Georg Alexander Heinrich Hermann Reichsgraf von Callenberg (1744-1795), Standesherr auf Muskau. Obwohl auf die Gleichheit von Adel und Bürgertum bei der Mitgliedschaft in der Gesellschaft geachtet wird, bleibt das Amt des Präsidenten stets hohen Staatsbeamten aus dem Adel der Oberlausitz vorbehalten. Callenberg bringt die Idee akademischer Preisausschreiben in die noch junge Gesellschaft ein. So setzt er zehn Dukaten als Preisgeld aus für die Beantwortung der Frage: "Worinnen bestehen die hauptsächlichen Mängel der Erziehung des Landvolkes in der Oberlausitz? Und wie können dieselben, wie kann die Erziehung ohne Anlegung neuer kostbarer Anstalten durch Beispiel und Mitwirken der Eltern, Beschäftigung der Jugend, Bemühungen der Schulmeister, Teilnehmung der Pfarrer und Einfluss der Obrigkeit reformiert werden?"
1781
Preisträger der Gesellschaft wird der Görlitzer Senator und spätere Bürgermeister Samuel August Sohr (1751-1838). Sein Konkurrent Nathanael Gottfried Leske wird gleichfalls mit einem Preis ausgezeichnet.
1782/83
Die "Provinzialblätter" werden herausgegeben. U.a. wird dort die von Nathanael Gottfried Leske 1781 eingereichte Abhandlung abgedruckt. Namhafte Beiträge finden sich auch von Karl Gottlob Anton, Michael Conradi (Kamenz), Adolf Traugott von Gersdorf, Johann Gotthelf Herzog (Zittau), Johann Hortzschansky, Jakob Gottlieb Kloß und Georg Christoph Lichtenberg (Göttingen). Mangels Absatz muss die Publikation der "Provinzialblätter" 1783 jedoch eingestellt werden. Die Gesellschaft besteht 1783 aus 52 Mitgliedern, von denen 13 in Görlitz wohnen.
1789
Zahlreiche Gründungsmitglieder der Gesellschaft sind mittlerweile verstorben. Die Arbeit der Gesellschaft ist zunehmend zum Erliegen gekommen, Bibliotheken und Sammlungen werden zerstreut. Auch Adolf Traugott von Gersdorf zieht sich auf seine Erbgüter nach Meffersdorf bei Görlitz zurück, wo er sich ein großes Schloss mit Bibliothek, Sammlungsräumen für Mineralogie, Botanik und Zoologie sowie einem physikalischen Kabinett eingerichtet hat.
1790
Die regulären Frühjahrs- und Herbsttagungen werden wieder aufgenommen. Um die Gesellschaft neu zu beleben und möglichst viele Mitglieder zu aktivieren, soll eine Topografie der Oberlausitz als Gemeinschaftswerk der Gesellschaft ins Leben gerufen werden. Über 50 Mitglieder werden daran beteiligt. Zwar kursieren bald Einzelabhandlungen unter den Mitgliedern, aber bis 1797 gelangt man ansonsten zu keinem greifbaren Ergebnis. Man beschließt, eine gesellschaftseigene Bibliothek anzulegen, und verknüpft damit die Beitrittsbedingung, dass jedes Mitglied jährlich zur Schenkung eines Buches im Wert von einem Dukaten oder zur Einreichung einer selbstständigen Abhandlung verpflichtet ist oder den Beitrag in Bargeld bezahlt. Auch erbittet man naturkundliche Präparate sowie historische oder prähistorische Altertümer.
1791
Die "Gesellschaft der Wissenschaften der Oberlausitz" hat 57 Mitglieder, von denen 39 aus der Oberlausitz (davon 16 aus Görlitz) stammen. Die Bibliothek umfasst einen Bestand von 424 geschenkten oder angekauften Bänden.
1792
Die "Lausitzische Monatsschrift" erscheint. Ab 1800 in "Neue Lausitzische Monatsschrift" umbenannt, muss sie schon 1806 aufgrund der widrigen Zeitumstände eingestellt werden. Der Gesellschaft wird das zweite Obergeschoss im ehemaligen Görlitzer Börsengebäude am Untermarkt 16 mietweise zur Verfügung gestellt. Hier befinden sich eine der Stadt testamentarisch vermachte Bibliothek und eine Kupferstichsammlung, die die Bestrebungen der Gesellschaft ergänzen. Ein Ansatz zur Spezialisierung zeigt sich mit der Einteilung der Gesellschaft in "Deputationen", die sich jeweils mit unterschiedlichen Fachfragen zu befassen haben, wobei jeder Deputation ein eigener Leiter vorsteht und eine eigene Sammlung zugeordnet ist. Außerdem werden in diesem Jahr neue Statuten verabschiedet. Ein von den Mitgliedern gewählter Vorstand, "Komitee" genannt, von anfangs acht, ab 1800 von zehn Mitgliedern fasst unter dem Vorsitz eines vom Präsidenten zu bestimmenden Direktors (ab 1800 Vizepräsident) die Beschlüsse und sorgt für ihre Ausführung. Die laufenden Geschäfte besorgt der Sekretär der Gesellschaft, als der Anton seit 1779 fungiert. Jährlich finden zwei Hauptversammlungen statt, und jedes Mitglied verpflichtet sich zu einer Abhandlung oder schenkt jährlich ein Buch im Wert eines Dukatens.
1793
Eine der Arbeitsgruppen, die sog. Urkundendeputation, beginnt mit der Erfassung aller die Oberlausitz betreffenden Urkunden in Abschriften und Regesten. Bereits 1798 sind alle Urkunden zur Geschichte der Oberlausitz von den Anfängen bis zum Anschluss an Sachsen erfasst. Diese umfangreichen Vorarbeiten fließen in das ab 1851 erscheinende Urkundenwerk "Codex diplomaticus Lusatiae superioris" ein. Trotz ungünstiger Erfahrungen setzt die Gesellschaft ihre Preisfragen fort. 1793 lautet die Frage: "Wie ist die Abneigung der Landbevölkerung gegen den Soldatenstand zu verbessern?"
1795
Das Präsidium wird nach dem Tod Graf von Callenbergs (1744-1795) vom Merseburger Domherr Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänckendorf auf Oppach (1765-1836) weitergeführt. Christian August Struves (1744-1807) "Noth- und Hilfstafel für Ertrunkene, Erfrorene und Erhenkte" wird auf Kosten der Gesellschaft ins Sorbische übersetzt und an Bedürftige verteilt. Hierin zeigt sich die gemeinnützige Zielsetzung der Gesellschaft.
1796
Die Anzahl der Mitglieder der Gesellschaft wächst auf 58 Oberlausitzer und 31 Auswärtige. Drei Jahre später zählt man bereits 74 einheimische und 45 auswärtige Mitglieder. Vor allem Sprachwissenschaftler aus den österreichischen Ländern zählen zu den Letztgenannten. Gleichzeitig steigt die Zahl der eingereichten Abhandlungen bis 1796 auf etwa 300.
1797
Eine Deputation arbeitet ab 1797 an der Erfassung von Ortschroniken der Oberlausitz. Das Vorhaben scheitert an der mangelnden Mitwirkungsbereitschaft von Gutsherren und Gemeinden. Zu den positiven Ergebnissen gehört die von Christian Samuel Schmidt (1756-1792) fertig gestellte "Beschreibung von Königshain". Für den besten Vorschlag zu einer Vieh- und Wetterschadenversicherung werden 30 Taler Preisgeld ausgesetzt, 20 Taler werden für die Erfindung einer Maschine, die Kalk für die Felddüngung zermahlt, in Aussicht gestellt. Die Bibliothek umfasst 1332 Bände.
1798
Die Gesellschaft erwirbt die Königswarther Altertümer nebst den Abhandlungen für 200 Taler. Darüber hinaus kauft man die "Genealogischen Nachrichten von Oberlausitzer adeligen Familien" von Jakob Gottlieb Kloß (1730-1789). Die Schrift "Anzeige der nothwendigsten Verhaltensmaßregeln bey nahenden Gewittern" wird von der Gesellschaft herausgegeben.
1800
Zur Förderung der Landwirtschaft wird eine Wirtschaftsdeputation eingesetzt.
1801
Die Gesellschaft erwirbt mit eigenen Mitteln und der Unterstützung Karl Gottlob Antons ein Barockhaus am Obermarkt 29 in Görlitz, um den zukünftig zu erwartenden umfangreichen Fundus unterbringen zu können. Da sich dieses Gebäude jedoch als zu klein erweist, wird es bereits drei Jahre später wieder veräußert.
1802
Karl Gottlob Anton wird in den Reichsadelsstand erhoben. Er und Adolph Traugott von Gersdorf übereignen für den Fall ihres Todes die gesamten wissenschaftlichen Hinterlassenschaften der Gesellschaft. Um die testamentarisch vor dem Görlitzer Gericht festgelegte Stiftung gegenüber Erbansprüchen zu schützen, entschließt sich die Gesellschaft 1802, sich durch ein kurfürstlich-sächsisches Privileg abzusichern. Deshalb ändert die Gesellschaft wiederholt ihre Statuten. Die Beitrittsbedingungen werden erschwert, indem jede Neuaufnahme nur durch Empfehlung, Wahl und anschließende Berufung erfolgen dürfe. Jedes neuaufgenommene Mitglied erhält ein Diplom. Die Statuten erfahren im darauffolgenden Jahr eine landesherrliche Bestätigung.
1803
Den Gründern und Stiftern der Gesellschaft, Karl Gottlob Anton und Adolf Traugott von Gersdorf, wird eine von Adolf Loos (1735-1819) entworfene und aus Silber gefertigte Dank- und Erinnerungsmedaille überreicht.
1804
Die "Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften" bezieht anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens das von Karl Gottlob Anton gestiftete Haus Neißstraße 30 in Görlitz. Die Inschrift des Hauses lautet: "In uno societas litterarum Lusatiae superioris". Die Feier zum 25-jährigen Bestehen findet am 25. April statt. Seit 1790 haben 28 Hauptversammlungen stattgefunden. Die Bibliothek der Gesellschaft umfasst 1873 Bände. Im gleichen Jahr erschienen die Statuten der Gesellschaft in gedruckter Form.
1805
Karl Gottlob Anton erhält als Sekretärsgehilfen den Görlitzer Arzt Dr. med. Immanuel Gottlob Knebel (gest. 1809).
1806
Karl Gottlob von Anton überlässt der Gesellschaft einen Großteil seiner Bibliothek. Aufgrund der dem Zusammenbruch des Alten Reiches folgenden unsicheren politischen Lage müssen die Gesellschaftsversammlungen ausfallen. Aktivitäten der Gesellschaft sind nur noch stark eingeschränkt möglich.
1807
Adolf Traugott von Gersdorf stirbt. Sein wissenschaftlicher Nachlass wird der Gesellschaft übereignet, darunter seine Bibliothek, eine mineralogische Sammlung, ein physikalisches Kabinett, geodätische und astronomische Instrumente, seine Kunstsammlung, Reisejournale, Katalogwerke, Experimentierbücher und Briefschaften. Eine Summe von 6.000 Talern wird zur Aufrechterhaltung der Sammlung ebenfalls an die Gesellschaft überführt. Trotz der großzügigen Stiftung ist die Gesellschaft hinsichtlich ihrer Aktivitäten zu diesem Zeitpunkt an einem Tiefpunkt angelangt.
1811
Karl Gottlob von Anton resigniert und legt das Amt des Gesellschaftssekretärs nieder. Außerdem scheiden die sich rasch spezialisierenden Naturwissenschaften als selbstständige Vereine aus der "Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften" aus. Am 10. April erfolgt die Gründung der "Ornithologischen Gesellschaft", seit 1823 wird sie als "Naturforschende Gesellschaft" bezeichnet.
1812
Der beträchtliche Besitz der Gesellschaft übersteht unbeschadet die Kriegs- und Notjahre. Obwohl die Neißstraße ab 1812 Teil der großen Heerstraße für beide kriegführenden Parteien ist, bleibt das Haus der "Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften" unbehelligt. Das vakante Amt des Gesellschaftssekretärs übernimmt der Görlitzer Arzt Friedrich Gottlieb Heinrich Fielitz mit 300 Talern Gehalt und freier Wohnung. Er stirbt jedoch im darauffolgenden Jahr im Lazarettdienst.
1813
Der evangelisch-lutherische Geistliche Johann Gotthelf Neumann (1777-1831) übernimmt ab 1813 das Amt des Gesellschaftssekretärs mit festem Gehalt und freier Dienstwohnung. Er ist der erste unter den Amtsinhabern, der nicht nur als Geschäftsführer und Bibliothekar, sondern auch als Leiter des wissenschaftlichen Betriebes fungiert. Allein in diesem Jahr wechselt Görlitz viermal zwischen den kriegführenden Parteien. Bis 1816 finden keine Hauptversammlungen mehr statt.
1815
Als Ergebnis des Wiener Kongresses müssen Teile des Königreichs Sachsen und der Oberlausitz sowie die Niederlausitz an Preußen abgetreten werden.
1816
Karl Gottlob von Anton denkt zunächst über die Auflösung der Gesellschaft nach, wendet sich dann aber an die preußische Regierung und schlägt vor, die aufgelöste Universität Wittenberg nach Görlitz zu verlegen oder - falls dies nicht möglich sei - das Görlitzer Gymnasium mit den wissenschaftlichen Beständen der Oberlausitzischen Gesellschaft zu einer bedeutenden Bildungs- und Erziehungseinrichtung zu vereinen. Seine Ideen finden keine Resonanz.
1817
Der sächsische Staatsminister Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänckendorf (1765-1836) legt das Präsidentenamt der Gesellschaft nieder. Karl Gottlob von Anton übernimmt dieses, stirbt jedoch im darauffolgenden Jahr.
1818
Die Gesellschaft erhält nach dem Tod Karl Gottlob von Antons am 17. November dessen Sammlungen, soweit diese noch nicht in ihren Besitz übergegangen sind.
1819
Zum neuen Präsidenten wird der Dom- und Kammerherr Karl Wilhelm Otto August Schindel auf Schönbrunn (1776-1831) gewählt. Im gleichen Jahr erscheint ein zweibändiger gedruckter Katalog der Bibliothek der Gesellschaft, der von Sekretär Johann Gotthelf Neumann (um 1775-1831) zusammengestellt wurde. Außerdem hinterlässt Johann Gottfried Schulz der Gesellschaft seine Sammlung von Urkunden, abgezeichneten Denkmälern, topografischen Zeichnungen und ein wertvolles zweibändiges Altertumswerk.
1821
Der erste Band des bis 1941 als Jahresschrift herausgegebenen "Neuen Lausitzischen Magazins" erscheint.
1824
Der zweite Band des Verzeichnisses der Oberlausitzischen Urkunden kann gedruckt werden. Er umfasst alle Urkunden von 1490 bis 1803. Die preußische Regierung unterstützt das Vorhaben mit 150 Talern.
1825
Der Königlich-Sächsische Altertumsverein in Dresden wird gegründet. Zahlreiche Gründungsmitglieder sind aktive Mitglieder der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, darunter der Archäologe Karl August Böttger (1760-1835), der sächsische Konferenzminister von August Freuherr von Manteuffel (1765-1842) oder der ehemalige Präsident der Gesellschaft von Nostitz und Jänckendorf (1765-1836).
1826
Die Gesellschaft kooperiert mit anderen wissenschaftlichen Sozietäten. Die erste Gesellschaft, mit der man in Verbindung tritt, ist die Gesellschaft für nordische Geschichte und Altertumskunde in Kopenhagen.
1829
Am 29. Juli feiert die Gesellschaft ihr 50jähriges Jubiläum. Als einzig noch lebendes Gründungsmitglied nimmt Samuel August Sohr (1751-1838), Hofrat und Bürgermeister der Stadt Görlitz, an den Veranstaltungen teil.
1830
1830 wird der Görlitzer Gewerbeverein gegründet, der eine Reihe von Aufgaben übernimmt, die sich vorher die Gesellschaft auf ökonomischem Gebiet stellte.
1831
Präsident von Karl Wilhelm Otto August Schindel und Sekretär Johann Gotthelf Neumann sterben.
1833/1845
Der Pastor Joachim Leopold Haupt (1797-1883) wird Sekretär und Bibliothekar der Gesellschaft. Maximilian Graf von Oertzen wird zum Präsidenten gewählt. 1836 werden dem Gesellschaftssekretär zwei Unterbibliothekare unterstellt, Ende der 1830er Jahre folgt ein dritter. Die Gründung eines Lesezirkels, die Wiederaufnahme der topografischen Arbeiten, die Vervollständigung der Urkundensammlung und der Sammlung wendischer Volkslieder führen zu einer Belebung der Aktivitäten. Monatlich finden wissenschaftliche Versammlungen statt.
1834
Der Pastor und Superintendent Johann Christian Jancke (1757-1834) hinterlässt der Gesellschaft eine wertvolle Sammlung von Handschriften und Büchern. Zwischen 1834 und 1835 hat die Gesellschaft fünf Ehren-, 104 inländische und 114 auswärtige Mitglieder.
1835
Der Gesellschaft wird vom preußischen Generalpostmeister Portofreiheit eingeräumt. Die Bibliothek wird räumlich erweitert.
1837
In Zittau entsteht ein Zweigverein der Gesellschaft.
1839
Von 1839 bis 1870 erfolgt die Herausgabe der "Scriptores rerum Lusaticarum", eine Sammlung ober- und niederlausitzischer Geschichtsschreiber. Der 1839 erschienene Band enthält unter anderem die Jahrbücher des zittauischen Stadtgeschichtsschreibers Johannes von Guben sowie weitere Annalen und Chroniken.
1840
Die Gesellschaft feiert das 400-jährige Jubiläum der Buchdruckerkunst.
1842
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) hält in der Gesellschaft, der er als Mitglied angehört, einen Vortrag über die literarischen Bemühungen für das deutsche Volkslied.
1842 - 1844
Infolge unüberbrückbarer Differenzen innerhalb der Gesellschaft verzichtet Maximilian von Oertzen 1842 auf das Präsidentenamt. Zwei Jahre führt Freiherr Friedrich Bernhard von Seckendorff (1772-1852) das Präsidium, bis 1844 Graf Albrecht Edmund von Löben (1800-1875) die Leitung der Gesellschaft übertragen wird.
1843
Die Gesellschaft erwirbt die von Geheimrat Gustav Adolph von Tzschoppe (geb. 1794) in Berlin hinterlassene wertvolle Sammlung von Handschriften zur Geschichte der Oberlausitz.
1845
Joachim Leopold Haupt (1797-1883) tritt als Sekretär der Gesellschaft zurück. Infolge neuer Statuten wird das Sekretariat von dem Bibliotheksamt geschieden. Der Oberlehrer in Marklissa Ernst Heinrich Tzschaschel (1804-1877) wird Bibliothekar, der Görlitzer Lehrer an der höheren Bürgerschule Dr. Ernst Tillich (1809-1852) wird Sekretär.
1848
Der Gelehrte Otto Jancke wird Sekretär.
1849
Die Gesellschaft feiert das 100-jährige Geburtstagsjubiläum Johann Wolfgang von Goethes.
1851
Karl Gotthelf Theodor Neumann wird Sekretär. Er macht sich besonders um die Sammlung von Urkunden in Bautzen, Lauban, Guben, Dresden und Meißen verdient. Ebenfalls 1851 erfolgt die Herausgabe des "Codex diplomaticus Lusatiae superioris I", einer Urkundensammlung zur Geschichte des Markgrafentums Oberlausitz.
1851/1854
Die Kupferstichsammlung wird geordnet und katalogisiert.
1852
Der von Joachim Leopold Haupt herausgegebene dritte Band der "Scriptores rerum Lusaticarum" erscheint.
1853
Der Rechtsanwalt Johann Wilhelm Neumann (1797-1870) schenkt der Gesellschaft 55 Originalurkunden aus den Jahren 1374 bis 1678.
1854
Es erscheinen die Urkunden des Bistums Meißen. Am 16. August wird das 75-jährige Gründungsjubiläum der "Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften" begangen. Zu diesem Zeitpunkt hat die Gesellschaft 32 Ehren-, 65 inländische und 94 auswärtige Mitglieder.
1856
Sekretär Karl Gotthelf Theodor Neumann stirbt. Freiherr Max von Speck-Steinberg vermacht der Gesellschaft nach seinem Tod ein Ölgemälde und 150 Taler für die Auslobung einer gemeinnützigen Arbeit.
1857
Der Görlitzer Stadtrat Gustav Köhler (1806-1865) wird zum Sekretär gewählt.
1858
Die Gesellschaft richtet wöchentliche zwanglose Zusammenkünfte ein.
1859
Pastor Gottlob Traugott Hirche (1805-1863) wird Gesellschaftssekretär. Am 10. November feiert die Gesellschaft das 100-jährige Geburtstagsjubiläum Friedrich Schillers.
1860
Die Gesellschaft feiert den 300. Todestag des Reformators Philipp Melanchthon (1497-1560).
1861
Auf dem Oybin findet zur Einweihung des Christian Adolph Pescheck-Denkmals, zu dem die Gesellschaft einen ansehnlichen Beitrag geleistet hat, eine große Feier statt. Christian Adolph Pescheck (1787-1859) war Historiker und Theologe und arbeitete deshalb neben theologischen und pädagogischen vor allem zu regionalkundlichen Themen. Er gehörte zu den wichtigsten Heimatforschern der südöstlichen Oberlausitz.
1862
Es finden Lessing-, Trotzendorf-, Fichte- und Uhland-Feiern statt. Außerdem besucht die "Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur" die Gesellschaft und tagt in ihren Räumen. Der Gesellschaft werden 863 Siegel übereignet. Darüber hinaus stiftet der Rittergutsbesitzer Neu auf Zimpel 500 Taler zur Förderung topografisch-historischer Arbeiten über die Oberlausitz.
1863
Nach dem Tod des Gesellschaftssekretärs Gottlob Traugott Hirche wird der Oberlehrer und spätere Professor Titus Wilde (1825-1901) neuer Gesellschaftssekretär. Für das am 1. Juni in Kamenz eingeweihte Lessing-Denkmal bringt die Gesellschaft gut ein Drittel an eigenen Mitteln auf.
1866
Der Professor für Theologie Ernst Emil Struve (1802-1878) wird Sekretär der Gesellschaft.
1869
Theodor von Seydewitz (1818-1898) wird neuer Präsident der Gesellschaft. Im September wird zusammen mit der Naturforschenden Gesellschaft eine Gedächtnisfeier für Alexander von Humboldt abgehalten. Zugleich spendet die Gesellschaft für das Humboldt-Denkmal in Berlin 50 Taler. Ebenfalls im September stellt die Gesellschaft dem Theosophen Jakob Böhme (1515-1624) auf seinem Grab in Görlitz einen Gedenkstein auf.
1870
Nach dem Tod des Gelehrten Otto Jancke kauft die Gesellschaft dessen literarischen Nachlass.
1871
Etwa 100 Doubletten werden aus der gesellschaftseigenen Bibliothek entnommen und der durch Belagerung zerstörten Universität Straßburg geschenkt.
1872
Die Bibliothek der Gesellschaft wird auf 57.000 Bände geschätzt. In diesem Jahr hat die Gesellschaft 50 Ehren-, 86 wirkliche und 79 korrespondierende Mitglieder.
1875
Für den erkrankten Sekretär Ernst Emil Struve (1802-1978) wird im Oktober der Lehrer und 1839 zum Professor ernannte Karl Friedrich Schönwälder (1805-1888) gewählt.
1877
Der Bibliothekar Ernst Heinrich Tzschaschel (1804-1877) stirbt, nachdem er 34 Jahre das Bibliotheksamt der Gesellschaft bekleidet hat. Zum neuen Bibliothekar wird Dr. Robert Joachim ernannt.
1878
Neuer Bibliothekar wird der bisherige Assistent und Gymnasiallehrer Alwin Wetzold (1848-1924).
1879
Es finden umfangreiche Feierlichkeiten zum 100jährigen Bestehen der Gesellschaft statt. Kommerzienrat Albert Katz übergibt der Gesellschaft 1.500 Mark für ein Stipendium für Studierende.
1880
Die Gesellschaft erhält den Leopold Schefer‘schen Nachlass. Schefer (1784-1862) war zu Lebzeiten ein bekannter deutscher Dichter und Komponist und hinterließ ein umfangreiches Werk, wobei die ungedruckten Werke (Tagebücher, Romanfragmente, Gedichte, zahlreiche Kompositionen) sein gedrucktes Oeuvre (Romane, Novellen, Lyrik) noch an Umfang übertrafen.
1883
Pastor Leopold Haupt (1797-1883), der sich für die Gesellschaft hoch verdient gemacht hat, stirbt.
1885-1889
Für die Bibliothek wird ein neuer Zettelkatalog angelegt.
1885
Das erste Heft der Mitteilungen der "Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte" erscheint. Die im August 1884 gegründete "Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie", die in ihr Arbeitsfeld zunehmend auch die Geschichte der Niederlausitz mit aufnimmt, entlastet die "Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften" von der Verpflichtung, die Geschichte der Niederlausitz weiterhin mit zu erforschen.
1888
Das Gesellschaftshaus an der Neißstraße um 1890
Die naturwissenschaftlichen Sammlungen mit Ausnahme der Gesteine und der physikalischen Apparate werden an das Gymnasium, die höhere Bürgerschule, die Mädchen-Mittelschule, die evangelische und katholische Gemeindeschule leihweise überlassen. Die hierdurch gewonnenen Räume werden zur Aufstellung der prähistorischen Sammlungen der Gesellschaft und vom 1888 gegründeten anthropologischen Verein genutzt. Im gleichen Jahr erfolgt der Beitritt der Gesellschaft zum Gesamtverband der deutschen Geschichtsvereine. Im Oktober stirbt Gesellschaftssekretär Karl Friedrich Schönwälder (1805-1888).
1889
Der Gymnasiallehrer für Geschichte und Latein, Dr. Richard Jecht (1858-1945), wird Sekretär der Gesellschaft. Der Sächsische und Schlesische Altertumsverein sowie Mitglieder des Geschichtsvereins der Deutschen in Prag besuchen die "Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften". Die Gesellschaft begrüßt die in Görlitz vom 2.-5. Oktober tagende 40. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner.
1891
Landgerichtsrat Fritsch schenkt der Gesellschaft 647 Originalsiegel. Stadtarchivar Theodor Heinrich (1824-1897) ordnet und katalogisiert daraufhin bis 1895 die Siegelsammlung der Gesellschaft.
1892
Die Gesellschaft erhält von der verstorbenen Witwe des Dichters Peter Friedrich von Uechtritz (1800-1875) dessen etwa 2.000 Bände umfassende Büchersammlung. Daneben werden der Gesellschaft 3.000 Mark unter der Bedingung übereignet, das Uechtritzsche Grab instand zu halten.
1893
Professor Hermann Knothe (1821-1903) schenkt der Gesellschaft 3.000 Mark zur Finanzierung des "Neuen Lausitzischen Magazins". Oberlehrer Bernhard Schmidt wird zweiter Bibliothekar.
1894
Otto Theodor von Seydewitz (1818-1898), von 1879 bis 1880 Reichstagspräsident des Deutschen Kaiserreiches, feiert sein 25-jähriges Jubiläum als Gesellschaftspräsident. Die Gesellschaft überreicht ihm eine Festschrift.
1895
Hoflieferant Starke aus Görlitz schenkt der Gesellschaft 735 wertvolle Siegel.
1896
Die Gesellschaft begeht im Oktober im Beisein der Vertreter der Sechsstädte eine große Feier zum 550. Gedenktag des Oberlausitzer Sechsstädtebundes.
1896-1904
Mit Unterstützung der Stände der Preußischen und Sächsischen Oberlausitz sowie der Stadt Görlitz gibt die Gesellschaft den "Codex diplomaticus Lusatiae superioris II" in zwei Bänden heraus.
1898
Präsident Theodor von Seydewitz stirbt. Eine reichhaltige Münzsammlung wird angekauft. Der Sekretär beginnt mit der Erarbeitung eines umfangreichen Zettelkataloges von Urkundenregesten.
1899
Im April wird der Kgl. preuß. Kammerherr Paul von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf auf Arnsdorf zum Präsidenten gewählt.
1900
Der 100. Geburtstag des Dichters Friedrich von Uechtritz (1800-1875) wird begangen. Sein literarischer Nachlass wird der Gesellschaft übereignet. Ferner wird der 200. Geburtstag Zinzendorfs begangen. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760) war ein lutherisch-pietistischer Theologe und Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine sowie Dichter zahlreicher Kirchenlieder. Es wird mit der systematischen Aufstellung des Bestandes der Oberlausitzer Dorfschöppenbücher begonnen.
1901
Die Görlitzer Chronik von Abraham Frenzel konnte erworben werden. Das von Gersdorffsche Grab in Meffersdorf wird von der Gesellschaft in Pflege genommen.
1902
Es treten neue Bestimmungen für die Benutzung der Gesellschaftsbibliothek in Kraft.
1903
Hermann Knothe stirbt und vermacht der Gesellschaft 5.000 Mark. Seine bis heute grundlegenden Arbeiten, die zumeist im "Neuen Lausitzischen Magazin" erschienen, thematisierten vornehmlich die oberlausitzische Rechts- und Verfassungsgeschichte sowie die Geschichte des einheimischen Adels. Sie zeichnen sich durch umfangreiche Quellenstudien aus, wodurch Knothe maßgeblich zur Qualität und zur Anerkennung der Zeitschrift beitrug. 1879 ernannte ihn die Gesellschaft zum Ehrenmitglied.
1904
Das 125-jährige Jubiläum wird feierlich begangen. Der Gemeindekirchenrat zieht als Mieter in das erste Stockwerk der Neißstraße 30 ein und es werden neue Arbeitsräume im Mittelhaus geschaffen. Der Kommerzienrat Arthur Alexander-Katz schenkt der Gesellschaft 2.000 Mark. Der Präsident nimmt an der Einweihung des Wendischen Museums in Bautzen teil.
1905
Die 204. Hauptversammlung findet am 14. Juni in Bautzen statt. Es wird dabei das 100-jährige Gedächtnis Schillers und Rietschels begangen und Prof. Arras informiert über das Bautzener Ratsarchiv. Die Preisarbeit "Geschichte des Siebenjährigen Krieges in der Ober-lausitz" wird ausgeschrieben, da sie jedoch bis 1908 nicht gelöst wird, wird sie noch ein-mal gestellt, jedoch auch ohne Erfolg. Die Gesellschaftshäuser werden teilweise saniert.
1906
Die Deutsche Anthropologische Gesellschaft tagt im Gesellschaftshaus. Am 20 Februar wird in den Räumen eine Ausstallung zu Christoph Nathe eröffnet.
1907
Am 16. Juni findet eine Gedächtnisfeier zum 100. Todestag des Stifters Adolph Traugott von Gersdorff in seinem Schloss und an seinem Grab in Meffersdorf statt. Die Gedächtnis-rede hält Dr. Richard Jecht. Der Justizrat Prasse vermacht der Gesellschaft 2000 Mark.
1908
Einige Aquarelle von Christoph Nathe werden im Kaiser-Friedrich-Museum ausgestellt. In diesem und im darauffolgenden Jahr erhält das Gesellschaftshaus eine neue Fassade.
1909
Eine auf dem Haus Untermarkt 2 in Görlitz ruhende Hypothek wird an die Gesellschaft zu-rückgezahlt. Die Gesellschaft gratuliert der Niederlausitzischen Gesellschaft zu ihrem 25-jährigen Bestehen mit einem Sonderdruck des Acheldemachs. Das Kobersteinsche Bild, welches die Gründung der Gesellschaft darstellt, wird angekauft, die Kupferstichsammlung wird durch Walther Jecht geordnet.
1910
Das Gesellschaftshaus bekommt eine elektrische Beleuchtung. Die Knauthesche Originalhandschrift der Görlitzer Topographie wird erworben.
1911
Vom preußischen Kultusminister bekommt die Gesellschaft einen finanziellen Beitrag für den Drucklegung der "Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter" von Boetticher. Dr. Jecht wird von der Universität Breslau zum Ehrendoktor ernannt. Die Gesellschaft gratuliert zum 100. Jubiläum der Naturforschenden Gesellschaft. Zu einer Ausstellung in Zittau werden 14 Bilder von einheimischen Künstlern verliehen.
1912
Der Kommerzienrat Albert Alexander-Katz stiftet einen Schrank für die Kupferstichsammlung. Es wird ein Buch für die Anwesenheit bei den Hauptversammlungen angeschafft.
1913
Am 14. Mai finden die Hauptversammlung in Bautzen statt, der Hauptvortrag von Prof. Arras hat das Thema der Schlacht bei Bautzen 1813. Es wird beschlossen, dem Sekretär nach 25jähriger Amtszeit die Wohnung frei zur Verfügung zu stellen.
1914
Mehrere Bilder werden erworben. Die Fassaden in den Innenhöfen des Gesellschaftshauses werden erneuert. Der Sekretär bekommt das Ritterkreuz des Albrechtsordens verliehen. Die Gesellschaft beteiligt sich an der Ausstellung für Heimatkunde in Lauban. Tafelgeschirr wird angeschafft. Wegen des Ersten Weltkrieges fallen, wie auch in den darauffolgenden Jahren mehrere Frühjahrs- und Herbstversammlungen aus.
1915
Wie bereits im Herbst 1914 fielt auch 1915 die Hauptversammlung wegen der Kriegsunruhen aus. Viele Mitglieder wurden einberufen. Die wissenschaftlichen Arbeiten werden jedoch fortgesetzt, das NLM kann aber nur mit einem Heft erscheinen. Die Bibliothek steht jeden Donnerstag um die Mittagszeit zur Benutzung zur Verfügung. Mehrere Geldspenden werden für Kriegszwecke und für einen Lazarettzug in Görlitz gezahlt. Für die zweite Kriegsanleihe werden 30.000 Mark, für die dritte 20.000 Mark gezeichnet.
1916
Der Kassierer und der Bibliothekar kehren vom Kriegsdienst zurück und übernehmen ihre Aufgaben wieder. Zwei Kriegspatenschaften werden übernommen. Ein Bild des Malers Christoph Nathe wird erworben. Der Humboldt-Verein in Löbau erhält zu seinem 50-jährigen Bestehen einen Glückwunsch.
1917
Der Görlitzer Magistrat verlangt den Rückkauf der von Uechtritzschen Begräbnisstätte auf dem Nikolaifriedhof in Görlitz. Die Frist wird zwar bis 1927 verlängert, jedoch verzichtet der Magistrat dann auf den Rückkauf, wenn die Gesellschaft die Gräber pflegt. Es findet am 10. Oktober eine Hauptversammlung statt.
1918
Sechs Goldmünzen aus der Sammlung müssen der Reichsbank zur Stärkung des Goldbestandes abgegeben werden, sie werden jedoch nach dem Kriegsende wieder zurück überwiesen. Bis 1929 wird jährlich nur noch eine Hauptversammlung abgehalten.
1919
Die prähistorische Sammlung der Gesellschaft wird leihweise der Stadt Görlitz überlassen. Am 8. April bricht im Hinterhaus des Gesellschaftshauses ein Feuer aus, welches jedoch bald gelöscht werden konnte, so dass keine Gefahr für das Sammlungsgut bestand. Es entstand ein Sachschaden von 4.900 Mark. In der Hauptversammlung wird den Ereignissen von 1319 in Görlitz gedacht.
1920
Durch die beginnende Inflation steigen auch die Ausgaben für die Gesellschaft. Die Siegelsammlung wird durch den Nachlass des Verlagsbuchhändlers Georg Starke vermehrt.
1921
Die Gesellschaft wird vom Reichsministerium für Finanzen für "gemeinnützig" erklärt und braucht dadurch kein Reichsnotopfer und keine Kapitalrentensteuer zu zahlen. In der Hauptversammlung spricht Richard Jecht zur ersten Erwähnung der Stadt Görlitz im Jahr 1071. Am 28. Juni nahmen viele Mitglieder an der Gareis-Feier im Kloster St. Marienthal teil, wo eine Gedenktafel enthüllt wird.
1922
Die Inflation bringt die Publikationstätigkeit, aber auch den Versand des Neuen Lausitzischen Magazins und den Ankauf von Büchern zum Erliegen. Die Vereinigten Papierfabriken in Bautzen liefern jedoch das Papier für den Druck zum halben Preis. Der dritte und vierte Band des Adelswerkes von Boetticher wird durch die Deputation für das Stift Joachimstein finanziell unterstützt.
1923
Der Präsident Paul von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf stirbt, als sein Nachfolger wird auf der 230. Hauptversammlung Dr. Adolf Graf von Arnim, Standesherr auf Muskau, gewählt. Auf Grund der Inflation werden die medizinischen Bücher und viele Dubletten verkauft, viele Mitglieder leisten finanzielle Unterstützung für die Gesellschaft. Die Notgemeinschaft für Deutsche Wissenschaft in Berlin gibt in diesem und in den folgenden Jahren immer wieder größere Geldbeträge zur Finanzierung des Neuen Lausitzischen Magazins. Zusammen mit der Naturforschenden Gesellschaft werden Ausflüge nach Hennersdorf, Joachimstein und Jauernick unternommen. Am 26. September tagt im Gesellschaftshaus die Leipziger Verbindung Sorabia (Lausitzer Prediger-Gesellschaft).
1924
Wegen der Inflation kann keine Revision der Gesellschaftsrechnung erfolgen. Am 21. September fand eine Erinnerungsfeier am 300. Todestag von Jakob Böhme statt, zu der auch die Schuhmacherinnung und die Stadt Görlitz eingeladen hatten. Es erscheinen mehrere Schriften zu Jakob Böhme und es wurde eine Ausstellung gezeigt. Der 100. Band des Neuen Lausitzischen Magazins erscheint.
1925
Vom 12. bis 18. Mai wird in den Räumen der Gesellschaft eine Ausstellung mit Erinnerungsstücken der Reformation gezeigt. Der Gesellschaftssekretär Jecht, welcher ein Jahr zuvor mit der Leibniz-Medaille ausgezeichnet worden war, hält viele Vorträge, u. a. zur 700.Jahr-Feier der Stadt Kamenz, im Rahmen der Schlesischen Kulturwoche oder beim Besuch des Ministerialdirektors Rentwig in Görlitz. Am 21. Juni findet wieder ein Ausflug mit der Naturforschenden Gesellschaft nach Leopoldshain statt.
1926
Dr. Hermann Katz schenkt der Gesellschaftsbibliothek viele wertvolle Bücher, Prof. Meth übergibt der Sammlung kostbare Münzen und Medaillen. Der Studienrat Stange beginnt mit der Katalogisierung der Funeralien und bringt sie in Druck. Anfang Oktober beteiligt sich die Gesellschaft am Deutschen Historiker-Tag in Breslau.
1927
Vom 6. bis 8. April tagt im Gesellschaftshaus der Niederschlesische Philologenverband. Der Präsident beglückwünscht das Bautzner Gymnasium zu seinem 400-jährigen Bestehen. Verschiedene Vereine besichtigen die Sammlungen der Gesellschaft, darunter am 15. Mai der Zittauer Geschichtsverein.
1928
Am 10. Januar erklärt Dr. Graf von Arnim, dass er die Wiederwahl als Präsident nicht annehmen werde. Daraufhin wird in der 235 Hauptversammlung Dr. Benno von Nostitz-Wallwitz als Präsident gewählt. Er bleibt bis zur Auflösung der Gesellschaft 1945 im Amt. Am 10. Juni besuchte der Sächsische Altertumsverein die Gesellschaft. Außerdem erhält die Gesellschaft zwei Schöppenbücher über Ober-Rudelsdorf und Altseidenberg sowie ein Tagebuch von Johann August Rösler (1778-1862). Das Urkundenbuch von Erich Wentscher erscheint als Band V des Codex diplomaticus Lusatiae superioris und es wird dem Sekretär Prof. Dr. Dr. Richard Jecht zu seinem 70. Geburtstag gewidmet.
1929
In diesem Jahr beging man die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der Gesellschaft mit einem Festakt, wobei 240 Teilnehmer erwartet wurden. Höhepunkt war u. a. die Ernennung Jechts zum Ehrensenator der Universität Breslau und die Ehrenpromotion von Dr. med. Walter von Boetticher zum Dr. phil. h. c. durch den Dekan der philosophischen Fakultät. Die Festrede hielt Richard Jecht. Für die Erneuerung der Gesellschaftshäuser werden weitere finanzielle Hilfen bewilligt. Außerdem erhält die Gesellschaft wegen der entwerteten Staatspapiere eine jährliche kulturelle Wohlfahrtsrente. Der Geheimrat Rietzsch vermacht der Gesellschaft eine Stiftung, wodurch die Gesellschaftsbibliothek viele wertvolle Bücher bekommt.
1930
Am 20. Januar öffnet das Kaiser-Friedrich-Museum die Gedenkausstellung für Christian Nathe. Die Gesellschaft stellte hierfür ihren reichhaltigen Bestand an Aquarellen und Zeichnungen zur Verfügung. Die Ausstellung war gleichzeitig Anlass, den graphischen Bestand neu zu ordnen und zusammen mit den anderen im Besitz des Museums und der Milichschen Bibliothek sich befindenden Sammlungen im Gesellschaftshaus Neißstraße 30 zu vereinen.
1932
Richard Jechts Vortrag über die Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften wird per Radio auf den Sendern Leipzig und Breslau übertragen.
1934
Die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften wird gezwungen, eine neue Satzung zu beschließen. An die Stelle der Wahl der Gesellschaftsämter tritt die Ernennung derer, lediglich der Präsident konnte von einem Gremium gewählt werden.
1939
Die Jahre um 1939 standen im Zeichen der Ehrungen zu Jechts 80. Geburtstag und zu seinem 50-jährigen Jubiläum als Gesellschaftssekretär. Es erschien die ihm gewidmete Festschrift "Oberlausitzer Beiträge". Dieses Jahr fand die Hauptversammlung nicht in Görlitz statt, sondern im Friedland, als dort die Schlesische Kulturwoche tagte. In dieser Hauptversammlung wurde auch die Verleihung der Richard-Jecht-Medaille beschlossen. Mit der Stiftung dieser Medaille wollte man diejenigen ehren, die sich um die Forschung der Geschichte der Oberlausitz besonders verdient gemacht haben.
1940
Wegen der Kriegshandlungen und damit verbundenen Reiseschwierigkeiten musste die Hauptversammlung erstmals ausfallen. Viele Mitglieder wurden zum Kriegsdienst einberufen.
1941
In diesem Jahr wurden fünf Oberlausitzer Forscher mit der Richard Jecht-Medaille geehrt, zunächst jedoch nur mit Urkunden, da die Medaillen noch nicht fertiggestellt waren. Erst 1942 kam von 50 bestellten Exemplaren nur 40 Stück in Görlitz an.
1943
Ab 1943 war die Gesellschaftsarbeit nur noch in eingeschränktem Maß möglich, der Ausschuss kümmerte sich von nun an um alle Angelegenheiten. Die Papierknappheit zwang die Gesellschaft auch dazu, dass der Druck des 118. und 119. Bandes nicht wie vorgesehen erfolgen konnte.
1945
In diesen Jahr erfolgt die Liquidation der "Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften" aufgrund der Übernahme der staatlichen Aufgaben durch die sowjetische Besatzungsmacht und des Verbotes aller Vereinstätigkeiten. Im Mai erfolgt die Übergabe des Gesellschaftshauses Neißstraße 30 mit seinen umfangreichen Sammlungen in den Besitz der Stadt Görlitz. Bibliothek und Sammlungen werden einem Kuratorium anvertraut. Die bedeutenden historischen Sammlungen, darunter das Physikalische Kabinett, eine Mineraliensammlung, ein Grafisches Kabinett sowie weitere wissenschaftsgeschichtliche Sammlungen aus der Zeit um 1800 gehören seither zum städtischen Museum (Kulturhistorisches Museum Görlitz).
1950/51
Das Haus Neißstraße 30 wird als städtisches Eigentum den Städtischen Kunstsammlungen Görlitz übertragen. Die Bibliothek der Gesellschaft wird unter dem Namen "Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften" eröffnet.
bis 1990
Die Tradition regionalkundlicher Sammlungs- und Forschungsarbeit wird durch wissenschaftliche Veranstaltungen und den weiteren Ausbau der regionalspezifischen Sammlungsbestände fortzuführen versucht. Die Erforschung der Geschichte der Oberlausitz erfolgt in begrenztem Umfang unter dem Dach des Kulturbunds der DDR.
1990
Am 24. Oktober 1990 erfolgt der Aufruf zur Erneuerung der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften durch Prof. Dr. Ernst-Heinz Lemper, den Leiter der Städtischen Kunstsammlungen Görlitz. Der Akt der Neugründung der "Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften" zu Görlitz e. V. findet am 6. Dezember 1990 auf der Ortenburg in Bautzen statt. In dieser Gründungsveranstaltung erfolgt der einstimmige Beschluss zur Wiederbelebung der Gesellschaft. Es wird ein vorläufiger Vorstand und Prof. Dr. Lemper zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt. Der erste vorläufige Jahresbeitrag beträgt 20 DM. Gemäß Statut wird nunmehr die Arbeit der 1779 gegründeten Vorgängergesellschaft auf den Gebieten der geisteswissenschaftlichen Fächer fortgesetzt.
1991
Am 20. April 1991 tagt die Gesellschaft erstmals nach der Neugründung wieder öffentlich in Görlitz. Viele Kurzvorträge bieten ein abwechslungsreiches Programm. Nach einem Gedenken am Grab Karl Gottlob Antons auf dem Görlitzer Nikolaifriedhof beginnt traditionell am 21. April 1991 die Mitgliederversammlung mit der Verabschiedung der Satzung und der Wahl des Präsidiums. Die Gesellschaft zählt bereits 111 Mitglieder. Die Beiträge der Tagung erscheinen 1992 in der Schriftenreihe des Ratsarchivs der Stadt Görlitz unter dem Titel "Erbe und Auftrag". Erstmals erscheinen die Mitteilungen des Präsidiums in gedruckter Form. Am 19. und 20. Oktober 1991 findet das gemeinsame Jacob-Böhme-Symposium statt, welches die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften zusammen mit der Jacob-Böhme-Gesellschaft in Stuttgart und den Städtischen Kunstsammlungen Görlitz durchführte.
1992
Das Thema der Frühjahrstagung lautet "Traditionen des Bildungswesens in der Oberlausitz und die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften". Am 25. April finden dazu verschiedene Vorträgen statt und am Sonntag eine Exkursion nach Zittau zur Eröffnung der Christian-Weise-Ausstellung. Die Gesellschaft nimmt ihre eigene Publikationstätigkeit auf. Das ganze Jahr über gibt es abendliche Treffen mit Vorträgen und Zusammenkünften, um das gegenseitige Kennenlernen voranzubringen. Das erste internationale Christian-Weise-Symposium in Zittau ist zugleich die Herbstveranstaltung der Gesellschaft.
1993
Traditionell wurde die Frühjahrstagung vom 16. bis 18. April 1993 durch ein Symposium begleitet, welches "dem freien wissenschaftlichen Meinungsstreit" dient, wie es Prof. Dr. Lemper in seiner Einladung formuliert. 12 verschiedene Vorträge aus den Reihen der Mitglieder und eine Exkursion rundeten das Tagungsprogramm ab. Das ganze Jahr hindurch finden verschiedene Vorträge von Mitgliedern zu verschiedenen Themen statt. Am 9. Oktober 1993 treffen sich die Gesellschaftsmitglieder und viele Gäste zur Herbsttagung in Bautzen, die als Thema "975 Jahre Friede zu Bautzen - Die Oberlausitz und ihre territorial-administrative Gliederung seit 1018" hat.
1994
Am 23. April findet in Görlitz die 252. Mitgliederversammlung mit vielen Kurzvorträgen der Mitglieder statt. Zu diesem Zeitpunkt zählt die Gesellschaft 173 Mitglieder. Es erscheint ein Band mit den Vorträgen der Herbsttagungen 1991 und 1992. Die aktuelle Herbsttagung hat den Braunkohlebergbau in der Oberlausitz zum Thema. Im Anschluss daran erscheint am 6. Oktober zum 70. Geburtstag von Ernst-Heinz Lemper die Festschrift "Lusatia floreat. Beiträge der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften".
1995
Vom 21. bis 24. April 1995 findet die alljährliche Frühjahrstagung mit der Mitgliederversammlung statt, die der Verständigung der Gesellschaft über die weitere Vorgehensweise bei ihrer, auf die Anregung und Förderung des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens in der Region gerichteten Arbeit und den notwendigen organisatorischen Dingen dient. Prof. Dr. Ernst-Heinz Lemper wird als Präsident wiedergewählt. In einem thematisch breitgefächerten Programm setzen sich die Mitglieder mit Fragen der Geschichte der Oberlausitz und der Organisation der historischen Forschung auseinander. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Würdigung der Verdienste der des längjährigen Görlitzer Ratsarchivars und Sekretärs der Oberlausitzischen Gesellschaft, Richard Jecht (1858-1945). Zu seinem 50. Todestag legen die Mitglieder am 23. April in Görlitz am Grab von Richard Jecht einen Kranz nieder.
1996
In diesem Jahr erfolgte die Wiederaufstellung der Schachmannsäule. Die Herbsttagung unter dem Titel "650 Jahre Gründung des Sechsstädtebundes der Oberlausitz" in Zittau in Zusammenarbeit mit der Geschichtskommission Euroregion Neiße, dem Zittauer Geschichts- und Museumsverein und den Städtischen Museen Zittau findet vom 19. bis 21. September statt.
1997
Vom 24. bis 26. Oktober findet die Internationale Herbsttagung in Kamenz unter dem Titel "Pönfall der Oberlausitzer Sechsstädte" gemeinsam mit dem Kamenzer Geschichtsverein e.V. statt.
1998
Die Gesellschaft gibt den ersten Band "Neues Lausitzisches Magazin. Neue Folge" heraus. Die Herbsttagung findet am 17. Oktober aus Anlass der 1. Sächsischen Landesausstellung "Zeit und Ewigkeit" im Kloster Marienstern statt. Die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften e. V. tritt dem Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine e. V. bei.
1999
Am 24. April wird auf der 257. Mitgliederversammlung Dr. Volker Dudeck zum neuen Präsidenten gewählt. Prof. Dr. Ernst-Heinz Lemper trat aus Altersgründen nach zwei Legislaturperioden nicht mehr zur Wahl an. Am 1. Juni wird ein Büroraum für die Geschäftsstelle im Haus Hainwald 8 angemietet. Vom 30. September bis 2. Oktober findet in Bautzen die Herbsttagung unter dem Titel "Oberlausitzer Landesgeschichte" statt. Zum 75. Geburtstag Lempers erscheint die Festschrift "Sammeln - Erforschen - Bewahren. Zur Geschichte und Kultur der Oberlausitz" als Sonderheft des "Neuen Lausitzischen Magazins".
2000
Aus gesundheitlichen Gründen legt Präsident Dr. Dudeck sein Amt nieder. Daraufhin übernimmt Vizepräsident Dr. Matthias Herrmann die Geschäfte. Auf der 258. Mitgliederversammlung am 15. April wird Prof. Dr. Karlheinz Blaschke zum Präsidenten gewählt. Im November findet die Herbsttagung statt. Die Arbeiten am Biographischen Lexikon der Oberlausitz beginnen.
2001
Am 1. Februar 2001 zieht die Geschäftstelle in die Weberstraße 14 ein. Die Frühjahrstagung am 21. April widmet sich dem Adel in der Oberlausitz. Die Gesellschaft hat 157 persönliche Mitglieder. Die Herbsttagung vom 12. bis 14. Oktober in Bad Muskau steht unter dem Titel "Standesherrschaft Muskau. Landschaft, Geschichte, Kultur". Es erscheint der Band von Ernst-Heinz Lemper zu Carl Gottlob Schachmann, bei dem die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften als Herausgeber auftritt, um seine Leistungen anlässlich seines 270. Geburtstages zu würdigen.
2002
Die Herbsttagung "1000 Jahre Bautzen" vom 11. bis 13. Oktober findet in Bautzen statt.
2003
Zum 75. Geburtstag von Präsident Karlheinz Blaschke erscheint die Festschrift "Die Oberlausitz und Sachsen im Mittelalter". Das Thema der Herbsttagung befasst sich mit dem 500-jährigen Bestehen des heiligen Grabes zu Görlitz. Die Gesellschaft ist mit einem eigenen Internetangebot präsent.
2004
Höhepunkt der Frühjahrstagung am 24. April ist die Festsitzung zum 225. Bestehen der Gesellschaft. Auf der anschließenden Mitgliederversammlung wird Prof. Dr. Wolfgang Geierhos zum neuen Präsidenten gewählt. Der bisherige Amtsinhaber Karlheinz Blaschke trat aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl an. Die Gesellschaft tritt mit einer eigenen Homepage über das Internet an die Öffentlichkeit. Ein Redaktionskollegium für die Publikation des "Neuen Lausitzischen Magazins" wird berufen.
2005
Erstmals findet auf der Frühjahrstagung vom 22. bis 24. April 2005 das von Vizepräsident Dr. Matthias Herrmann initiierte "Junge Forum" als Vortragsplattform für Studierende und Doktoranden statt. Karlheinz Blaschke wird zum Ehrenmitglied ernannt. Am 1. Juli wird die neue Geschäftsstelle im sanierten "Biblischen Haus" Neißstraße 29 bezogen. Die Internationale Herbsttagung im November mit über 100 Teilnehmern steht unter dem Titel "Böhmen und die Oberlausitz. Forschungen zur gemeinsamen Geschichte" und findet in Zittau statt. Die Ergebnisse werden in einem Tagungsband publiziert.
2006
Die Herbsttagung "Regionale Entwicklung der Oberlausitz. Chancen und Perspektiven" wird an der Hochschule der Sächsischen Polizei in Rothenburg durchgeführt. Erstmals wird der "Hermann Knothe-Preis" für junge Nachwuchswissenschaftler ausgeschrieben, finanziert von den Bürgermeistern der ehemaligen Sechsstädte sowie dem Bürgermeister von Zgorzelec.
2007
Erster Preisträger des "Hermann Knothe-Preises" wird Kai Wenzel. Vom 23. bis 25. März findet die Tagung zum Wirken des Oberlausitzer Architekten Carl August Schramm in Dittelsdorf unter Leitung von Herrn Dr. Andreas Bednarek statt. Am 3. Mai verstirbt Gründungspräsident Prof. Dr. Ernst-Heinz Lemper im Alter von 82 Jahren. Am 2. Juni findet eine gemeinsame Tagung mit der Gesellschaft der Freunde der Oberlausitz in Luban / Lauban zu Fragen der Oberlausitzer Geschichte statt. Am 2. Oktober verstirbt Vizepräsident Dr. Matthias Herrmann im Alter von 46 Jahren. Die Herbsttagung "Die zweisprachige Oberlausitz in multikonfessioneller Perspektive" findet gemeinsam mit dem Sorbischen Institut Bautzen in Schmochtitz statt.
2008
Prof. Dr. Hartmut Zwahr eröffnete die Frühjahrstagung in Görlitz im Gedenken an die damaligen Ereignisse von 1968, indem er aus seinem damals heimlich geführten, inzwischen publizierten Tagebuch vorlas und seine besondere Betroffenheit kommentierte. Besonders hervorzuheben sind noch die Vorträge des jungen Prager Historikers Dr. Jan Zdichynec wie unseres Ehrenpräsidenten Prof. Dr. Karlheinz Blaschke, der leidenschaftlich dafür warb, die Sorben bei der Betrachtung der Oberlausitz stets mit einzubeziehen. Auf der Mitgliederversammlung am 19. April 2008 wurde ein neues Präsidium gewählt. Differenzen innerhalb des Präsidiums führen im November zum Rücktritt von fünf Mitgliedern.
Unter der fachkundigen Leitung von Grit Richter-Laugwitz, der Leiterin des Archivverbunds Stadtarchiv und Staatsfilialarchiv Bautzen, galt die Herbsttagung der Gesellschaft dem Archivwesen der Oberlausitz. Anlass waren die Gründung des Staatsfilialarchivs Bautzen vor 75 Jahren.
Am 2. Oktober 2008 fand in Kamenz gemeinsam mit dem Kamenzer Geschichtsverein ein Kolloquium zum Gedenken an den vor einem Jahr verstorbenen Vizepräsidenten Dr. Matthias Herrmann statt.
Ein sehr erfreuliches Ereignis stellte die Würdigung des 300. Todestages von Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651–1708). Er zählt nicht nur zu den bedeutendsten Gelehrten des 17. und frühen 18. Jahrhunderts – er stand mit den wichtigsten Vertretern der modernen Wissenschaft in Europa in Verbindung –, sondern er wurde mit 31 Jahren das erste deutsche Mitglied der Académie royale des sciences in Paris. Von dieser Akademie wie der englischen Royal Society wie dem Spinoza-Kreis in den Niederlanden beeinflusst, gründete er 1679 in Kieslingswalde das „Oberlausitzer Museum“ als private leistungsfähige Wissenschaftsgesellschaft und verfolgte mit Leibniz den Plan der Errichtung einer Akademie. In Zusammenarbeit mit der Tschirnhaus-Gesellschaft, dem Mathematisch-Physikalischen Salon der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Oberlausitzischen Bibliothek beteiligte sich die OLGdW an der Organisation von Vorträgen in Görlitz und der Hauptveranstaltung am 11. Oktober im Hans-Nadler-Saal der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu Ehren von Tschirnhaus.
An der Tagung der deutsch-polnischen Gesellschaft am 22. Februar 2008 im Kraszewski-Museum in Dresden nahmen Vertreter der OLGdW ebenso teil wie an der Jahrestagung der Bombastus-Gesellschaft am 4. Mai in Dresden, der Eröffnung der Tage der Sorbischen Dichtung am 3. Juni in Bautzen und der Konferenz der polnischen „Freunde der Oberlausitz“ im Muzeum Luzycki, Zgorzelec, über das Thema „Kriege in der Oberlausitz“ am 6. Dezember.
2009
Vom 17. bis 19. April führten die Gesellschaft und die Naturforschende Gesellschaft erstmals eine gemeinsame Tagung durch. Im Jahr 1811 gründete sich im Zuge der Spezialisierung der Wissenschaftsdisziplinen ein naturwissenschaftlich orientierter Verein, der ein großes Aufgabenspektrum der enzyklopädisch angelegten OLGdW besetzte. Als sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts unsere Gesellschaft unter der erstarkenden vaterländischen Geschichtsschreibung ausschließlich auf historische Themen konzentrierte, drifteten die Berührungspunkte beider Gesellschaften immer mehr auseinander. Jetzt, da interdisziplinäres Arbeiten wieder selbstverständlich geworden ist, lud die gemeinsame Schnittmenge zur Zusammenarbeit geradezu ein. Die Frühjahrtagung mit Vorträgen aus den Reihen der Mitglieder beider Vereine sowie die Exkursion am 27. Juni 2009 sind als ein verheißungsvoller Auftakt zu werten. Die anschließende Mitgliederversammlung beschloss eine Neuwahl des Präsidiums.
Am 20. Juni wurde in der außerordentlichen Mitgliederversammlung in Görlitz ein neues Präsidium und Dr. Steffen Menzel zum neuen Präsidenten gewählt.
Durch Zuarbeit qualifizierter Aufsätze und finanzieller Unterstützung der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien gelang es wiederum, einen Band des „Neuen Lausitzischen Magazins“ herauszugeben. Nicht zuletzt durch die umsichtige Arbeit der Redaktion hat sich diese Zeitschrift wieder fest als regionalgeschichtliches Periodikum etabliert.
Die Herbsttagung zum Thema „Bildung und Gelehrsamkeit in der frühneuzeitlichen Oberlausitz“ fand am 6. und 7. November in Zittau statt. Die Tagung war u. a. mit einer Führung im Altbestand der Christan-Weise-Bibliothek und der Ausstellung „Weises Geschenk. Gelehrsamkeit, Unterhaltung und Repräsentation im barocken Zittau“ verbunden.
Am 11. Oktober 2009 konnte nach langer Vorbereitungszeit eine Gedenktafel für Ehrenfried Walther von Tschirnhaus enthüllt werden. Gemeinsam mit der Tschirnhaus-Gesellschaft e.V. gedachte man eines der großen Söhne der Oberlausitz.
2010
Die Frühjahrstagung vom 23. bis 24. April fand wegen der Baumaßnahmen am Barockhaus Neißstraße in Görlitz in der Aula des Schiller-Gymnasiums in Bautzen statt. Zahlreiche Interessenten besuchten die Veranstaltung, die erstmals in enger Kooperation mit dem Verein für Sächsische Landesgeschichte durchgeführt wurde. Neben einer Reihe erstklassiger Vorträge aus den Reihen der Mitglieder unserer Gesellschaft, bildete das nun schon seit fünf Jahren durchgeführte Neue Forum einen festen Punkt in der Tagesordnung. Die Präsentation von Forschungsthemen und -ergebnissen durch Studenten und Doktoranden dient zum einen der Information der Mitgliedschaft, andererseits macht es diese jungen Akademiker auf Ziele und Aufgaben der Gesellschaft aufmerksam. In der sich anschließenden regulären Mitgliederversammlung bildete die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Prof. Günter Mühlpfordt, welcher sich um die Wiederbegründung der OLGdW sehr verdient gemacht hatte, einen weiteren Höhepunkt.
Zur Herbsttagung vom 5.-6. November 2010 lud das Präsidium die Mitglieder nach Görlitz ein. Das Thema „Menschen unterwegs. Die via regia und ihre Akteure“ stand ganz im Zeichen der Vorbereitung der 3. Sächsischen Landesausstellung im Jahr 2011. In Zusammenarbeit mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde und der OLGdW wurde eine hochkarätige Veranstaltung organisiert, die als gelungener Auftakt für das größte museale Ereignis des kommenden Jahres im Freistaat Sachsen gewertet werden kann.
Der Anlass der Ersterwähnung von Kittlitz vor 750 Jahren war für Peter Altmann und Dr. Lars-Arne Dannenberg Anlass, zahlreiche Experten zusammenzuführen und den Band „Kittlitz. Dorf und Herrschaft in der Geschichte 1160-2010“ entstehen zu lassen, der als Beiheft 7 unserer Reihe „Beihefte zum NLM“ erschienen ist. Die Aufsätze beleuchten verschiedene Aspekte der Dorf- und Herrschaftsentwicklung vom Mittelalter bis in die aktuelle Zeitgeschichte und binden diese in die Gesamtgeschichte der Oberlausitz ein.
Dank einer Spende ist die Herausgabe des Beiheftes 8 zu verdanken. Die Magisterarbeit von Frau Lubina Mahling „Sorbisches kirchliches Leben in Löbau von der Reformation bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts“ wurde im Jahr 2009 mit dem Gregor-Mättig-Preis geehrt.
Eine wichtige Aufgabe für die verbesserte Außenwirkung unserer Gesellschaft war die Neugestaltung der Homepage mit einem modernen Erscheinungsbild. Dazu gibt es eine Vielzahl nützlicher Informationen und Recherchemöglichkeiten, wie die wichtigsten Publikationen in Vergangenheit und Gegenwart sowie Links zu digitalisierten Beständen des NLM oder ganzer Urkundeneditionen.
2011
Unter dem Motto "Die VIA REGIA - Leben mit der Straße" lud die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften e. V. ihre Mitglieder für den 27. und 28. Mai 2011 nach Görlitz ein, diesjähriger Schauplatz der 3. Sächsischen Landesausstellung "VIA REGIA. 800 Jahre Bewegung und Begegnung". Das Programm der Tagung knüpfte inhaltlich an die Schau im Kaisertrutz an und setzte den thematischen Schwerpunkt auf chronikalische Überlieferungen aus der Oberlausitz und Schlesien. Ein Höhepunkt der Tagung war ohne Zweifel die Verleihung des Hermann-Knothe-Preises an Markus Lammert.
Nach der 2010 begonnenen denkmalgerechten Sanierung mit einem Etat von rund 4,5 Millionen Euro wurde am 29. Juli 2011 das Görlitzer Kulturhistorische Museum im "Barockhaus Neißstraße 30" wieder eröffnet. Nicht nur der Bibliothekssaal und die Ausstellungsräume wurden restauriert, sondern in der zweite Etage wird über die Sammlungen und die Arbeit der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften berichtet. Originalmöbel, Gemälde und die wissenschaftliche Sammlung wurden in den verschiedenen Kabinetten (physikalisches Kabinett, Literatur- und Musikkabinett sowie mehrere Altertümer- und Naturalienkabinette) aufgestellt, wie es schon vor 200 Jahren der Fall gewesen ist.
Die wissenschaftliche Herbsttagung vom 4. bis 6. November 2011 veranstaltete die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften e. V. in Verbindung mit dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (GWZO) und dem Institut für Personengeschichte Bensheim zum Thema „Die Kultur des oberlausitzischen Adels in vergleichender Perspektive vom 16. bis zum 19. Jahrhundert“. Das Schloss Hoyerswerda bot als Tagungsstätte den passenden Rahmen. Das gewählte Thema stieß auf großes Interesse, denn mehr als 100 Teilnehmer hatten sich für die Tagung mit der Exkursion zu Schlössern der Oberlausitz angemeldet.
Mit der Herausgabe der Monografie „Sorbisches kirchliches Leben in Löbau von der Reformation bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts“ der Dr.-Gregor-Mättig-Preisträgerin Lubina Mahling erschien das nunmehr 8. Beiheft zum Neuen Lausitzischen Magazin. Außerdem konnte 2011 die Reihe „Scriptores rerum Lusaticarum“ mit dem Band 6, dem "Chronicon Silesiae" fortgesetzt werden.
Um die Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Vereinen wieder auf ein festes Fundament zu stellen, schloss das Präsidium neue Kooperationsverträge mit folgenden Partnern ab: Institut für Personengeschichte Bensheim, Tschirnhaus-Gesellschaft und Naturforschende Gesellschaft der Oberlausitz.
2011 wurde die Geschäftsstelle in der Neißstraße 29 zur Kostenersparnis räumlich verkleinert.
2012
Zur Frühjahrstagung in Görlitz wurde erstmals das NLM in neuer Gestaltung präsentiert. So wurde das Format den gängigen Buchgrößen angepasst und das gesamte Layout moderner gestaltet. Gleichzeitig wurde die alte Zählung wieder aufgenommen und das neue NLM trägt die Nummer 134. Auf der Mitgliederversammlung bei der Frühjahrstagung wurde auch eine neue Vereinssatzung und eine neue Wahlordnung beschlossen.
Erstmals loben das Internationale Jacob Böhme Institut Görlitz und die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften gemeinsam für das Jahr 2012 den „Jacob-Böhme-Preis“ aus.
Am 29. und 30. Juni fand in Kamenz die Tagung zum 666-jährigen Jubiläum des Sechsstädtebundes statt, die durch die OLGdW unterstützt wurde.
Im Kerber Verlag Bielefeld erschien im Juli das von den Städtischen Sammlungen für Geschichte und Kultur Görlitz herausgegebene Buch „Kunst und Wissenschaft um 1800. Die Sammlungen der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz“. Erstmals liegt damit eine umfassende Darstellung der Geschichte der Gesellschaft und ihrer überregional bedeutenden Sammlungen vor, die heute im Kulturhistorischen Museum und der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften aufbewahrt werden.
2013
Die Frühjahrstagung begann am Abend des 19. April 2013 mit der feierlichen Wiedereröffnung der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften. Nach mehrjähriger Bauzeit konnten die sanierten und nunmehr modernen Anforderungen genügenden Gebäude der Öffentlichkeit übergeben werden. Der folgende Tag begann mit der Verleihung des „Hermann Knothe-Preises“. Jan Bergmann erhielt den Preis aus den Händen des Oberbürgermeisters und des Präsidenten. Im Anschluss daran erfolgte zum ersten Mal die Vergabe des „Jacob Böhme-Preises“. Diesen erhielt Frau Dr. Cecilia Muratori aus München. Unmittelbar daran schloss sich die Unterzeichnung einer Vereinbarung zwischen der Stadt Görlitz und unserer Gesellschaft über die künftige Nutzung der historischen Sammlung durch unsere Mitglieder an. Mit der 276. Mitgliederversammlung am 20. April 2013 endete die Legislaturperiode des am 20. Juni 2009 gewählten Präsidiums. In der Wahlhandlung sprachen die Mitglieder dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten, dem Sekretär sowie dem Beisitzer Prof. Dr. Winfried Müller durch ihre Wiederwahl das Vertrauen aus. Da drei Mitglieder des alten Präsidiums nicht mehr zur Wahl antraten, wurden der Schatzmeister sowie zwei Beisitzer neu in das Präsidium gewählt. Die Mitgliederversammlung verabschiedete aufgrund von § 7 Abs. 1 der Satzung eine Ehrenordnung. Pünktlich zur Frühjahrstagung erschien der nunmehr bereits 135. Jahrgang des „Neuen Lausitzischen Magazins“. Die Rückkehr zur alten Zählung hat sich bewährt, verdeutlicht sie doch die lange Tradition der Gesellschaftsarbeit.
Die Herbsttagung vom 8. und 9. November 2013 in Bautzen widmete sich dem Thema Stadtchronistik des Spätmittelalters und der Neuzeit in vergleichender Perspektive. Willkommener Anlass war die Rückkehr der sogenannten „Techell-Chronik“, die nun nach rund 150 Jahre währender Odyssee wieder ihren Ursprungsort erreichte.
In der Reihe der Beihefte erschien mit den „Studien zur neuzeitlichen Geschichtsschreibung in den böhmischen Kronländern Schlesien, Oberlausitz und Niederlausitz“ der nunmehr 11. auch inhaltlich voluminöse Band. Er widmet sich ausschließlich der chronikalischen Überlieferung in diesen drei ehemaligen böhmischen Kronländern. Besonders erfreulich ist, dass die Quellenarbeit nicht zu kurz kommt und die im Jahr 2011 wiederbegründete Reihe der „Scriptores rerum Lusaticarum“ mit den Bänden VII und VIII eine weitere Fortsetzung erfuhr. In Band VII kamen die Annalen der Stadt Kamenz des Ratsherrn Caspar Haberkorn zum Abdruck. In Band VIII edierte Tino Fröde eine „Chronik der Stadt Zittau 1255-1623“, deren Manuskript in der Christian-Weise-Bibliothek Zittau aufbewahrt wird.
Der Präsident vertrat die Gesellschaft bei der Jahrestagung der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz e.V. am 16. März 2013 in Knappenrode sowie auf der Fachbeiratssitzung zur 1. Brandenburgischen Landesausstellung am 30. April 2013 in Potsdam.
2014
Zur Frühjahrstagung am 12. April 2014 konnte der Hermann-Knothe-Wissenschaftspreis zum fünften Mal vergeben werden. Die Auszeichnung erhielt der in Greifswald geborene Thomas Hardke für seine Untersuchung zur evangelischen Kirchgemeinde Zittau und ihren Pfarrern in der Zeit des Nationalsozialismus.
Die gemeinsam mit dem Sorbischen Institut in Bautzen organisierte Herbsttagung „Sorben und Deutsche: Heimat Lausitz – Fremde Lausitz“ am 14. und 15. November 2014 stieß auf großes Interesse. Mehr als 70 Teilnehmer trafen sich zum Gedankenaustausch im Sorbischen Museum auf der Ortenburg. Insgesamt 17 Vortragende setzten sich an den beiden Tagen mit dem doch sehr schwer definierbaren Begriff „Heimat“ auseinander.
Die Reihe der Beihefte konnte mit zwei Neuerscheinungen fortgesetzt werden. Zum einen erfolgte die Herausgabe des Tagungsbandes „Musik und Konfessionskulturen in der Oberlausitz der Frühen Neuzeit“ als Band 12. Im Band 13 kam eine Monografie von Maritta Iseler zum Druck, die sich mit der Entwicklung der Renaissance-Bauformen und den in Görlitz tätigen Baumeistern auseinandersetzt. Der reich bebilderte Band „Bauwesen und Architektur der Stadt Görlitz – Repräsentationsformen an der Schwelle zur Frühen Neuzeit“ wirft außerdem ein interessantes Licht auf die Organisation des Bauwesens und die Intentionen der Auftraggeber und stellt die Bau- und Werkmeister der Stadt in den Kontext ihrer Zeit.
2015
Die Frühjahrstagung fand vom 24. bis 25. April 2015 in Görlitz im Kulturhistorischen Museum Neißstraße 30 statt. Den Eröffnungsvortrag am Freitag hielt der Leiter der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, Dr. Boris Böhm. Er stellte aus Anlass des 250. Geburtstages von Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf (1765–1836) Leben und Werk des einstigen Präsidenten vor und würdigte dessen Leistungen als Jurist, Politiker, Literat und Gründer karitativer und sozialer Einrichtungen in der Oberlausitz und in Sachsen. Am Sonnabend wurde die Tagung mit der Verleihung des Hermann-Knothe-Preises fortgeführt. Nun schon zum sechsten Mal konnte die von den Bürgermeistern der Sechsstädte gestiftete Auszeichnung überreicht werden, die in diesem Jahr Herrn Sven Brajer (Dresden) für seine Arbeit „Der wirtschaftliche Strukturwandel in der südlichen Oberlausitz im Textilgewerbe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Beispiel der Firmen ‚Carl Gottlieb Hoffmann´aus Neugersdorf‘ und ‚Hermann Wünsches Erben‘ aus Ebersbach/Sa.“ erhielt. Zum zweiten Mal konnte im Anschluss der Jacob Böhme-Preis verliehen werden, den sich im diesem Jahr zwei Kandidaten teilen durften. Dr. Thomas Regehly zeichnete Dr. Tünde Beatrix Karnitscher (Budapest) für ihre Arbeit zur Entstehung und Erweiterung des Rezipientenkreises des Werkes Böhmes und Dr. Filips Defoort (Gent) für seine Untersuchung zur Prädestination bei Böhme aus.
Die gemeinsam mit dem Verein für Sächsische Landesgeschichte e. V. vom 20. bis 22. November 2015 veranstaltete Herbsttagung auf Schloss Krobnitz bei Reichenbach erinnerte an die Ereignisse des Jahres 1815. Wie kaum ein anderes Geschehen in der Geschichte der Oberlausitz wirkt die schmerzhafte Teilung des Landes in einen preußischen und einen sächsischen Anteil noch heute in den Köpfen der Menschen nach.
Wie in den vergangenen Jahren üblich, konnte das aktuelle Heft unserer Vereinszeitschrift „Neues Lausitzisches Magazin“ den Mitgliedern zur Frühjahrstagung überreicht werden. Im nunmehr 137. Band fanden fünf Aufsätze und zwei Miszellen Aufnahme, die eine große Bandbreite der wissenschaftlichen Forschung zur Oberlausitz widerspiegeln.
Zur Entlastung des Sekretärs wurde Frau Dr. des. Constanze Herrmann als Leiterin der Geschäftsstelle berufen. Damit stellt das Präsidium zum einen die regelmäßige Besetzung der Geschäftsstelle sicher und zum anderen werden die zahlreichen Aufgaben des Sekretärs auf breitere Schultern verteilt.
2016
Die Frühjahrstagung fand vom 22. bis 23. April 2016 in Görlitz im Kulturhistorischen Museum Neißstraße 30 statt. Frau Dr. Lubina Mahling erhielt den Hermann-Knothe-Wissenschaftspreis für die von ihr eingereichte Arbeit „Pietistische Bildung in der Lausitz – Das Hallesche Waisenhaus als Vorbild von Lausitzer Schulanstalten und Waisenhäusern“. Zur Frühjahrtagung erschien wiederum das aktuelle Heft unserer Vereinszeitschrift „Neues Lausitzisches Magazin“. Der 138. Band enthält sieben Aufsätze und vier Miszellen sowie eine Reihe Rezensionen.
Die Herbsttagung vom 3. bis 5. November 2016 in Görlitz widmete sich einem der frühen Mitglieder unserer Gesellschaft: dem Königshainer Gutsbesitzer, Ökonomen, Numismatiker und Künstler Carl Adolph Gottlob von Schachmann (1725–1789). In den Vorträgen klangen die zahlreichen Facetten seines bewegten Lebens an, freilich ohne sie abschließend beurteilen zu können. Fünf Jahre nach der Adels-Tagung in Hoyerswerda konnte den Mitgliedern anlässlich der Herbsttagung nun der lang erwartete Band „Zwischen mächtigen Fürsten. Der Adel der Oberlausitz in vergleichender Perspektive (16.–19. Jahrhundert)“ vorgestellt werden. Das auf 376 Seiten angelegte Beiheft Nr. 15 schließt mit seinem breiten Spektrum so manche Forschungslücke.
2017
Die Frühjahrstagung am 22. April 2017 wurde gemeinsam mit der Stiftung Mitteldeutscher Kulturrat durchgeführt. Die Stiftung, deren Zweck in der Förderung von Kultur und Wissenschaft im mitteldeutschen Raum besteht, hielt in der Stadt Görlitz ihre Jahrestagung ab und so bestand die Möglichkeit, die gegenseitigen Potentiale kennenzulernen und in der Öffentlichkeit für Vereins- und Stiftungszweck zu werben. Achter Preisträger des Hermann-Knothe-Wissenschaftspreises wurde Herr Christoph Hanzig aus Dresden mit seiner Arbeit „Von der provisorischen Unterbringung zur professionalisierten Ermordung – Kinder und Jugendliche während des Zweiten Weltkriegs in der Landesanstalt Großschweidnitz“. In der Mitgliederversammlung erhielten bei der Wahl des Präsidiums Dr. Steffen Menzel als Präsident, Dr. Lars-Arne Dannenberg als Vizepräsident, Dr. Volker Dähn als Schatzmeister sowie Kai Wenzel und Matthias Wenzel als Beisitzer erneut das Vertrauen der Mitglieder. Neu in das Präsidium wurden Dr. Constanze Hermann als Sekretär und Dr. Jens Bulisch als Beisitzer gewählt.
Die Herbsttagung vom 3. bis 4. November 2017 in Ebersbach-Neugersdorf stand im Zeichen von „Industrialisierung und Industriekultur in der Oberlausitz“. Den Abschluss der Tagung bildete ein Besuch im Stammhaus der Textilfirma C. G. Hoffmann in Neugersdorf.
2017 erschienen drei weitere Beihefte zum Neuen Lausitzischen Magazin. Mit Beiheft 16 publizierte Frau Dr. Constanze Hermann ihre Dissertation zum Physikalischen Kabinett in Görlitz. Eine sprachgeschichtliche Untersuchung zu überlieferten sorbischen Familiennamen der östlichen Oberlausitz kam im Beiheft 17 zum Abdruck. Für diese Abhandlung exzerpierte Dr. Steffen Menzel etwa 10.000 Einträge mit knapp 5.000 Namenträger in rund 300 Dörfern. Prof. Dr. Walter Wenzel, einer der führenden sächsischen Onomastiker, untersuchte das namenkundliche Material und erläuterte Entstehung und räumliche Verteilung der Namen. Ebenfalls in diesem Jahr erschien als Beiheft 18 nach jahrelanger akribischer Vorarbeit das „Biographische Lexikon der Mitglieder der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften 1779–1945“. In diesem Lexikon sind nun erstmals alle Mitglieder mit biographischen Artikeln gewürdigt. Unter den mehr als 2.000 ermittelten Personen finden sich vielfach klangvolle Namen aus der damaligen Gelehrtenwelt aber auch Dorflehrer und Pfarrer, deren Wirken kaum über einen lokalen Rahmen hinausging.
Bei der am 9. Mai 2017 stattgefundenen gemeinsamen Stadtratssitzung der Europastadt Görlitz / Zgorzelec im Dom Kultury wurde die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften e. V. mit dem Ehrentitel „Für Verdienste um die Europastadt Görlitz/Zgorzelec“ ausgezeichnet. Bei einem Festakt nahm der Präsident in Anwesenheit zahlreicher Gäste aus Politik, Kirche und Wirtschaft die Ehrenplakette entgegen. Prof. Dr. Willi Xylander hielt die Laudatio und umriss eindrucksvoll die grenzüberschreitende Arbeit. Der Präsident stellte ausgehend von den Traditionen der Gesellschaft das gegenwärtige Bemühen um wissenschaftliche Zusammenarbeit im Dreiländereck in den Mittelpunkt seiner Dankesrede.
Georg Alexander Heinrich Hermann Reichsgraf von Callenberg
Reichsgraf, Standesherr auf Muskau
Präsident von 1780 bis 1795
Gottlob Adolph Ernst von Nostitz und Jänckendorf
Königlich Sächsischer Konferenzminister, auf Oppach, Werda etc.
Präsident von 1795 bis 1817
Dr. Karl Gottlob von Anton
auf Oberneundorf, Großkrauscha und Waldau
Präsident von 1817 bis 1818
Karl Wilhelm Otto August von Schindel und Dromsdorf
Landesältester des Markgraftums Oberlausitz, auf Schönbrunn etc.
Präsident von 1819 bis 1830
Maximilian von Oertzen
Landesältester des Markgraftums Oberlausitz, auf Collm
Präsident von 1833 bis 1842
Friedrich Bernhard Freiherr von Seckendorff
Landesältester des Markgraftums Oberlausitz, auf Nieder-Rudelsdorf
Präsident von 1844 bis 1869
Graf Albrecht Edmund von Löben
Landesältester des Markgraftums Oberlausitz, auf Nieder-Rudelsdorf
Präsident von 1844 bis 1869
Otto von Seydewitz
Landeshauptmann und Landesältester des Kgl. preuß. Markgraftums Oberlausitz,
Oberpräsident von Schlesien, auf Biesig
Präsident von 1869 bis 1898
Paul von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf
Kgl. preuß. Kammerherr sowie Landeshauptmann und Landesältester des Kgl. preuß. Markgraftums Oberlausitz
auf Arnsdorf und Hilbersdorf
Präsident von 1899 bis 1923
Dr. Adolf Graf von Arnim
Präsident von 1923 bis 1928
Dr. Benno von Nostitz-Wallwitz
Dr. jur., Ritter des Johanniterordens, Kammerherr, Major a. D., Landesbestallter und Landesältester der Landstände der sächsischen Oberlausitz
Präsident von 1928 bis 1945
Prof. Dr. Ernst-Heinz Lemper
* 1924 in Köln | + 2007 in Görlitz
Kunsthistoriker, Obermuseumsrat, langjähriger Direktor der Städtischen Kunstsammlungen Görlitz, Ehrenbürger der Stadt Görlitz, Mitglied der Historischen Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften
Präsident von 1991 bis 1999
PD Dr. sc. phil. Volker Dudeck
* 1947 in Sohland/Spree
Kunsthistoriker, ehem. Direktor der Städtsischen Museen Zittau (1990-2006), Vorstandsmitglied des Sächsischen Museumsbundes und des Zittauer Geschichte- u. Museumsvereins, Geschäftsführer des Vereins Zittauer Fastentücher e.V.
Präsident von 1999 bis 2000
Prof. Dr. Karlheinz Blaschke
* 1927 in Schönlinde | + 2020 in Moritzburg
Archivar und Historiker; ehem. Leiter des Referates für Archivwesen beim Sächsischen Staatsministerium des Innern und Lehrstuhlinhaber für sächsische Landesgeschichte an der Technischen Universität Dresden
Präsident von 2000 bis 2004
Prof. Dr. Wolfgang Geierhos
* 1940 in Ludwigshafen/Rhein
Soziologie, Wissenschaftlicher Oberrat, ehem. Professor an der Fachhochschule für Polizei Sachsen in Rothenburg/OL.
Präsident von 2004 bis 2009
Dr. Steffen Menzel
* 1963 in Rothenburg/OL.
Diplom-Museologe (FH), Leiter der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften
Präsident von 2009 bis 2022
Dr. Lars-Arne Dannenberg
* 1971 in Greifswald
Präsident ab 2022
Nach § 7 der Vereinssatzung besteht die Möglichkeit, für hervorragende Verdienste um die Erforschung der Region oder Verbreitung von Forschungsergebnissen auf Arbeitsgebieten der Gesellschaft auf Vorschlag des Präsidiums Ehrenmitglieder aufzunehmen. Darüber hinaus wurde am 1. Oktober 2004 auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung das Amt des Ehrenpräsidenten eingeführt. Folgende Personen wurden mit diesem Amt ausgezeichnet:
Prof. Dr. Ernst-Heinz Lemper
* 1924 in Köln | † 2007 in Görlitz
Kunsthistoriker, Obermuseumsrat, langjähriger Direktor der Städtischen Kunstsammlungen Görlitz, Ehrenbürger der Stadt Görlitz, Mitglied der Historischen Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften; Präsident der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften e. V. von 1991 bis 1999
Ernennung zum Ehrenpräsidenten am 1. Oktober 2004
Prof. Dr. Karlheinz Blaschke
* 1927 in Schönlinde | † 2020 in Moritzburg
Archivar und Historiker; ehem. Leiter des Referates für Archivwesen beim Sächsischen Staatsministerium des Innern und Lehrstuhlinhaber für sächsische Landesgeschichte an der Technischen Universität Dresden; Präsident der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften e. V. von 2000 bis 2004
Ernennung zum Ehrenpräsidenten am 19. April 2008
Nach § 7 der Vereinssatzung besteht die Möglichkeit, für hervorragende Verdienste um die Erforschung der Region oder Verbreitung von Forschungsergebnissen auf Arbeitsgebieten der Gesellschaft auf Vorschlag des Präsidiums Ehrenmitglieder aufzunehmen. Folgende Personen werden als Ehrenmitglieder geführt:
Dr. Steffen Menzel
* 1963
Ehrenmitglied seit 22. April 2023
Prof. Lenka Bobková
* 1947
Ehrenmitglied seit 30. April 2022
Hanna Barbara Majewska
* 1928
† 2020 in Zgorzelec
Ehrenmitglied seit 13. April 2002
Prof. Dr. Karlheinz Blaschke
* 1927 in Schönlinde | † 2020 in Moritzburg
Archivar und Historiker; ehem. Leiter des Referates für Archivwesen beim Sächsischen Staatsministerium des Innern und Lehrstuhlinhaber für sächsische Landesgeschichte an der Technischen Universität Dresden; Präsident der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften e. V. von 2000 bis 2004
Ehrenmitglied seit 23. April 2005
Zu Ehren des Sekretärs der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, Herrn Prof. Dr. Dr. Richard Jecht, wurde auf der 246. Hauptversammlung in Friedland am 10. Mai 1939 beschlossen, eine Gedächtnismünze herstellen zu lassen und sie an verdiente Forscher in der Oberlausitz zu verleihen.
Die Herstellung der Silbermedaille (835er) übernahm die Firma "Medaillenmünze Otto Oertel" in Berlin, künstlerisch gestaltet wurde die Münze von Bildhauer Heinrich Mißfeldt (1872-1945). Sie besitzt einen Durchmesser von 41 mm, ein Rauhgewicht von 22,4 g und ein Feingewicht von 18,7 g. Ursprünglich war es beabsichtigt, die Medaille mit einem blau-gelben Band zu versehen, so dass diese um den Hals getragen werden konnte. Dieses "Tragen an einem Bande" wurde jedoch untersagt.
Insgesamt wurden 1939 50 Stück bestellt. Von den am 25. März 1942 ausgelieferten Medaillen kamen jedoch nur 40 Stück in Görlitz an. So konnten erst 1942 die Medaillen in einem schwarzen Medaillenetui, die Medaille auf blauem Velour liegend, an Richard Jecht selbst sowie an folgende fünf Forscher überreicht werden, die jedoch schon ein Jahr zuvor, am 18. Juni 1941, eine Verleihungsurkunde erhalten hatten:
Prof. Dr. Paul Gustav Wilhelm Arras
(1857-1942)
Oberstudienrat, 1900-1929 im Nebenamt Archivar in Bautzen
Preisträger 1941 für seine Urkundenregesten der gesamten Oberlausitz und seine Arbeiten zur Bautzener Geschichte
Dr. h. c. Walther von Boetticher
(1853-1945)
Arzt, Historiker
Preisträger 1941 für die Erforschung der Bevölkerungs- und Adelsgeschichte der Oberlausitz
Prof. Ernst Alwin Seeliger
(1867-1946)
Oberschulrat
Preisträger 1941 für die Erforschung der Geschichte der Stadt Zittau
Alfred Zobel
(1865-1943)
Pfarrer in Görlitz; Kirchenhistoriker
Preisträger 1941 für die Erforschung der Görlitzer und Oberlausitzer Kirchengeschichte
Prof. Hermann Otto Staudinger
(1867-1952)
Studienrat, 1922-1943 ehrenamtlicher Verwalter und Betreuer des Ratsarchivs und des Stadtmuseums in Löbau, 1945-1951 Leiter des Stadtmuseums Löbau
Preisträger 1941 für seine Löbauer Geschichtsforschung
Beim Umbau der Bibliothek 1954 fand man hinter einem Bücherregal 18 Stück in einer Schachtel, zwei Medaillen wurden danach durch den Rat der Stadt Görlitz an verdienstvolle Persönlichkeiten, deren Namen nicht bekannt sind, verliehen. Die restlichen Medaillen müssen wohl als verloren angesehen werden.