Bericht zur Herbsttagung "Musik und Reformation" vom 14. bis 15. September 2012 in Görlitz

von Sven Rössel, Leipzig

Als eigener Beitrag zur Lutherdekade unter dem diesjährigen Motto »Musik und Reformation« veranstaltete die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften (OLGdW) zum Thema »Musik und Konfessionskulturen in der Oberlausitz der Frühen Neuzeit« ihre diesjährige Herbsttagung am 14./15.09.2012 in Görlitz. Dass hierbei nicht Grenzgebiete, sondern bisher wenig erforschte Themen eines bedeutenden Kulturraumes in Mitteleuropa beleuchtet wurden, ist der Tagungsleitung von Thomas Napp M.A. (Görlitz) und Dr. Christian Speer (Halle/Saale) zu verdanken.

Im historischen Johannes-Wüsten-Saal des Kulturhistorischen Museums in Görlitz wurde die Veranstaltung mit zwei Abendvorträgen aus kirchen- und musikgeschichtlicher Perspektive eröffnet (Leitung: Napp/Speer). Prof. Dr. Remigiusz Pośpiech (Wrocław/Opole) referierte zunächst zum Thema »Musik, Kirche und Konfession am Beispiel Böhmen-Schlesiens« bevor Dr. Hartmut Kühne (Berlin) einen Beitrag zur lutherischen Frömmigkeit des 17. Jahrhunderts leistete, indem er über die »Die Wunderbrunnen von Hornhausen und Gottschdorf bei Königsbrück« sprach. Der Abend konnte durch die Kooperation mit dem 87. Bachfest (durchgeführt von der Neuen Bachgesellschaft e.V.) für alle Teilnehmer beim Sinfoniekonzert der Neuen Lausitzer Philharmonie bei Bachscher Musik und Mendelssohns Reformationssinfonie ausklingen.

Der erste Block (Leitung: Dr. Jasper von Richthofen) des nächsten Tages beinhaltete die Einführungsvorträge zum Tagungsthema. Dr. Christian Speer (Halle/Saale) gab einen Überblick über die »Reformation in Görlitz und in der Oberlausitz«. Dass die Oberlausitz eine Drehscheibe des kulturellen Austausch zwischen Sachsen, Böhmen und Schlesien war, konnte Thomas Napp M.A. (Görlitz) mit seiner »Musikgeschichte der frühneuzeitlichen Oberlausitz« anschaulich nachweisen.

Dem Glauben und der Musik der Schwenckfelder (Leitung: Dr. Hartmut Kühne) war der zweite Block gewidmet. Die Einführung zur Lehre des streitbaren Caspar Schwenckfelds (1490-1561) vermittelte Oberkonsistorialrätin Margrit Kempgen (Görlitz). Bevor Dr. Ute Evers (München) »Das geistliche Lied der Schwenckfelder« von der Entstehung bis ins 19. Jahrhundert untersuchte, verwies Dr. Dietrich Meyer (Herrnhut) anhand der theologischen Auseinandersetzung Caspar Schwenckfelds mit der Lutherischen Bewegung auf die Modernität dieser Glaubensauslegung.

Der dritte Block befasste sich mit Konfession, Kirchenraum und Musik (Leitung: Margrit Kempgen). Das berühmte Gesangbuch von Johann Leisentrit von 1567 wurde von Dr. Rüdiger Laue (Bautzen) nach den Kriterien Lied, Katechismus und Bild untersucht. Über seine Ausgrabungen zur Musikgeschichte an der Schweidnitzer Friedenskirche in der Zeit von 1652-1700 informierte Dr. Stephan Aderhold (Berlin/Świdnica). Dr. Ulrich Schöntube (Berlin) erläuterte die biblischen und emblematischen »Emporenbildzyklen in der Oberlausitz« mit besonderem Augenmerk auf der Oybiner Bergkirche.

Im vierten Block »Die Oberlausitz und ihre Nachbarn« (Leitung: Dr. Ute Evers) ergründete Sven Rössel (Leipzig) das überregionale »Musik-Netzwerk« von Andreas Hammerschmidt. In seinem Vortrag wies Dr. Hans-Otto Korth (Kassel, Halle/Saale) unter musikalischer Beteiligung der Besucher den Beitrag Böhmens zur Melodiegeschichte nach und erläuterte so die Zusammenhänge der Gesangbücher im Konfessionsraum Oberlausitz in ihrer religionsübergreifenden Bedeutung.

Den Epilog zur Veranstaltung hielt Dr. Steffen Menzel als Präsident der OLGdW und kündigte einen Tagungsband an, der 2013 erscheinen soll.